Beiträge von alois_negrelli

    S12 in Zürich, R2 in Lausanne oder RE80 im Tessin sind auch Regionalverkehr (sehr erfolgreich sogar), und halten nicht an jedem Hundehüttli. Es geht nicht um ein Ausspielen von Fernverkehr vs. Nahverkehr, sondern, darum, welches Verkehrsmittel für welche Distanzen das geeignete ist.

    Die schnellen S-Bahnlinien haben höhere Kostendeckungsgrade als langsame. Vielleicht könnte man mit der Beschleunigung Abgeltungen im Bahn-Regionalverkehr sparen und dafür im Bus-Regionalverkehr einsetzen? Das wäre ein Win für die mittleren und langen Distanzen und ein Win für die kurzen Distanzen. Und: mehr Leute auf dem ÖV bei gleichbleibendem Abgeltungsbedarf. Höherer Anteil am Modalsplit ohne teure neue Tunnels, die erst in 20 Jahren eröffnet werden können. (Ist sehr simplifiziert - aber ich finde es lohnt sich, diesen Gedanken nicht einfach in die Tonne zu werfen. Weiter wie bisher ist jedenfalls keine Option.)

    Für mich ein gutes Beispiel: Yverdon-Lausanne.

    Hier hätte es genügend Nachfrage für einen schnellen Viertelstundentakt Yverdon-Lausanne. (Yverdon hat 30’000 Einwohner. In anderen Regionen wäre ein Viertelstundentakt schon lange realisiert.) Aber der hat auf dieser vielbefahrenen Strecke keinen Platz. Würde man auf die Bedienung von Essert-Pittet, Ependes, Bavois und Éclepens verzichten, gäbe es genügend Kapazität für ein solches Angebot - zum Beispiel ein RE Yverdon - Chavornay - Cossonay-P. - Bussigny - Renens - Lausanne.

    Bavois hätte von einer Busanbindung nach Chavornay Vorteile. Man kommt ins Nachbardorf, wo man Einkaufen kann. Wenn der Bus dann auch halbstündlich fährt und brauchbare Anschlüsse hat, kommt man auch gut nach Orbe. Nach Lausanne wird es ähnlich schnell sein. Heute muss man zuerst zum Bahnhof gehen, der etwas abseits liegt. Künftig ist man in der gleichen Zeit mit dem Bus in Chavornay, wo man auf einen schnellen Zug umsteigen kann.
    -> Bavois würde zwar die stündliche Direktverbindung nach Lausanne verlieren. Erhielte aber eine halbstündliche Verbindung nicht nur nach Lausanne, sondern auch in die Regionalzentren drum herum. Und der lange Zugangsweg zum ÖV entfällt.
    Zudem profitieren Yverdon, Chavornay, Cossonay-Penthalaz von besseren Verbindungen. Das ist übrigens auch genau dort, wo die kantonale Raumplanung das Wachstum haben möchte.

    Eine Frage hierzu: Gibt es eine Regelung, wie mehrere Bahnhöfe innerhalb einer Gemeinde benannt werden müssen? Z.B. heisst es "Zürich Oerlikon", aber "Immensee" und nicht "Küssnacht Immensee".

    Ja, eine solche Regelung gibt es - nur bezieht sie sich sinnvollerweise auf Ortschaften und nicht auf Gemeinden. Und es geht um Haltestellen und nicht nur um Bahnhöfe.

    Vielleicht braucht es ein “WendeG” - das Wendegleisgesetz, das besagt, dass Wendegleise auf Hauptlinien immer zwischen die beiden Hauptgleise zu liegen kommen müssen.

    Von alleine scheinen BAV und SBB Infrastruktur nur in wenigen Fällen auf diese Idee zu kommen.

    Sorry, aber das reicht mir nicht. Warum zum Beispiel nicht zu Fuss bis zur Haltestelle Breite? Oder grad ganz zu Fuss auf den Eschenberg?

    Es ist eine Tatsache, dass der MIV sehr viel negative Effekte hat (Lärm, Energieverbrauch, Flächenverbrauch, Luftbelastung). Insbesondere Städte leiden darunter sehr. Daher kann man auch nicht behaupten, dass die andere Sicht “genauso subjektiv” ist. Alle gemachten Vorschläge schneiden bezüglich Umwelt oder Flächenverbrauch besser ab.

    Für dich war wohl die Reisezeit das wichtige Kriterium. Ich kann das nachvollziehen, dass man dann so entscheidet.

    (Für mich hat das Wort “Gesinnungspolizei” ein Gschmäckle. Hier läuft niemand herum und verhaftet dich, weil du mit dem Auto gefahren bist. Oder blockiert deinen Zugang zum Forum.)

    Und Weltverbesserer hätte unser Planet ziemlich viele nötig. Es laufen - objektiv gesehen - schon einige Dinge in die falsche Richtung.

    Ich habe nicht fertig und freue mich auf viele weitere Diskussionen im Bahnforum.

    Sorry, aber was soll dieses “Gesinnumgspolizei”-Gerede? Ausgangspunkt war die Verkehrsmittelwahl für eine Strecke innerhalb Winterthurs. Diese wurde kritisiert (vielleicht in etwas zu starkem Tonfall). Inhaltlich fand ich aber die Argumente des Kritikers nachvollziehbar. Gerne hätte ich auch weitere Argumente für die Nutzung des MIV gehört. Jetzt macht es mir etwas den Eindruck, dass einfach die Argumente ausgegangen sind und jetzt von Wahlfreiheit oder Gesinnungspolizei geredet wird.

    Sich zwischendurch ein wenig kritisch mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen tut uns allen gut.

    Konkretes Beispiel:

    Ich muss im November geschäftlich nach Prag. Leider liegen die Termine so doof, dass ich auf dem Hinweg fliegen muss. Ich finde das eigentlich ziemlich doof. Alternative wäre gewesen, einen wichtigen Auftritt am Vormittag in Zürich platzen zu lassen oder das Meeting in Prag nicht zu besuchen. Ich wollte aber keinen der Termine absagen, das habe ich am Schluss höher gewichtet. Heimweg mache ich mit der Bahn. Ich stelle mich da aber gerne der Diskussion (ich habe da mit mir selbst ein paar Stunden gerungen ;-)). Und wenn jemand meinen Entscheid daneben findet: ja ich kann das verstehen. Und ich würde den Kritiker niemals als Gesinnungspolizisten betiteln. Er hat ja nicht Unrecht: ich habe mein eigenes Bedürfnis (Karriere) über dasjenige der Gesellschaft (Klimaschutz) gestellt.

    Grundsätzlich ja. Wenn man aber keine Diskussion darüber will, muss man es ja auch nicht im Forum verkünden. Ich finde die Kritik am genannten Eschenberg-Beispiel durchaus gerechtfertigt. Ich finde, man darf in diesem Forum über Unsinn oder Sinn eines Verkehrsmittel diskutieren. Das machen wir ja die ganze Zeit (Gais-Altstätten, Grimseltunnel und und und). Mit dem Eschenbergbeispiel kam nun halt die Strecke Waldheim - Bruderhaus ins Spiel. Ich bin auch der Meinung, dass da das Auto nicht das sinnvolle Verkehrsmittel ist. Man könnte hier auch gerne über die Nachteile einer Ringlinie wie den 4er diskutieren (was im genannten Beispiel für eine riesige Umwegfahrt verantwortlich ist). Ist doch ein spannender Case! Und wenns da Kritik hagelt an einer kommunizierten Verkehrsmittelwahl, dann sollte man das schon aushalten können. Egal in welche Richtung (es gibt auch ÖV-Fahrten, die man besser anders zurückgelegt hätte). Ich würde auch sofort gerne Leute kritisieren, die von der Tellstrasse zum Hauptbahnhof den 2er (wieder Winterthurer Beispiel) verstopfen. Leider erzählt hier kein Berufsschüler davon :)

    Die Projekte an gut erschlossenen Orten sind richtig, aber momentan erst ein Tropfen auf den heissen Stein.

    Beispiel Bülach: Es ist ja absolut richtig, dass da jetzt nördlich vom Bahnhof an gut ÖV-erschlossener Lage geklotzt wird. Leider ist in Bülach aber in den vergangenen Jahren nicht alles so top gelaufen. Die Einkaufszentren am Rand zu Bachenbülach sind vor allem auf die Auto fahrende Kundschaft ausgerichtet worden. Wer beispielsweise zu Fuss vom nahegelegenen Quartier am Südweg zum Einkaufen kommen will, muss zuerst um das halbe Zentrum gehen. Genau solche Dinge sind - einmal gebaut - schwer zu verändern. Es gibt also noch viel zu tun, gerade in kleinen bis mittelgrossen Städten wie Bülach, die eigentlich eine gute ÖV-Erschliessung haben.

    @Fgee - Klar, Davos Wiesen ist in der Pampa. Aber da hält stündlich ein Postauto. Ist aus ÖV-Sicht nicht mal so schlecht für den Kanton Graubünden. Es ist mir klar, dass da der mit dem Auto anreisende Gast häufiger vorkommt als der ÖV-Anreisende. Trotzdem sollte es eigentlich nichts exotisches sein.

    Das Problem ist doch, dass sich die Siedlungs- und Gesellschaftsstruktur sehr stark auf das Auto ausgerichtet hat. Einkaufszentren, Arbeitsplatzgebiete irgendwo im nirgendwo, Mindestvorgaben für Parkplätze pro Wohneinheit, Gratisparkplätze usw. Wir tun gut daran, Gesetze und Verordnungen wieder so aufzustellen, dass auch autofreies Wohnen nicht nur Platz hat, sondern auch gefördert wird (da viel weniger externe Kosten entstehen).

    Einfach ein Beispiel für die extreme Ausrichtung aufs Auto: Wenn ich in Davos Wiesen in ein Hotel einchecke, werde ich zuerst gefragt, wo mein Auto steht. Wenn ich antworte, dass ich mit dem Postauto gekommen bin, bekomme ich schräge Blicke. Aber eigentlich müssten sie mir ein Cüpli hinstellen, weil ich keinen Parkplatz benötige :)

    Auto ist einfach Normalität. Ich habe nichts gegen das Auto, es ist manchmal sehr praktisch. Aber diese selbstverständliche Vorherrschaft - die gehört abgeschafft.

    Es gibt aber Menschen, gerade im ÖV, die zwingend mit dem Auto in die Stadt, bzw. zur Arbeit fahren müssen. Weil am Arbeitsende oder zum Arbeitsbeginn kein ÖV fährt. Was willst Du denen mitteilen?

    Das ist immer die gleiche Argumentationsschiene, die aber nichts bringt. Jeder, der aufs Auto angewiesen ist, müsste eigentlich jede Massnahme, die unnötige Autofahrten verhindert, unterstützen. Ausbau der Strassen nützt nämlich nichts, da stehst du 5 Jahre später wieder im Stau - im dümmsten Fall sogar in einem noch grösseren.

    Dein Beispiel vom Fahrpersonal ÖV: Vor und nach den ÖV-Betriebszeiten hat es ja keine überlastete Strassen. Warum sollte da das Mobility-Pricing gross etwas verlangen? Mann kann ja auch nicht verlagern, weil die Alterntative (ÖV) nicht fährt.

    Ich bin erstaunt, wie genau man hier im Forum schon weiss, wie das Mobility Pricing ausgestaltet sein wird.

    Wenn man sich zum Ziel setzt, dass die vorhandene Verkehrsinfrastruktur möglichst optimal ausgelastet werden soll, kann man einerseits nach Tageszeit verschiedene Tarife verlangen. Andererseits ist es sicher auch denkbar, dass je nach Strasse oder Schienenstrecke unterschiedliche Tarife verlangt werden. Die Strasse zwischen Rapperswil und Pfäffikon SZ wäre teurer als die A53 Schmerikon-Reichenburg, weil auf dem Seedamm keine Kapazität mehr vorhanden ist, auf der A53 aber genügend. Entsprechend kann man auch im ländlichen Raum andere Tarife verlangen als in der Agglomeration.

    Ist auch irgendwie logisch, da es in der Agglomeration mehr Alternativen gibt wie ÖV oder Velo. Das gilt für alpine Räume ja nur sehr begrenzt.

    Grundsätzlich finde ich es aber richtig, dass Personen, die häufiger unterwegs sind, mehr bezahlen als Personen, die wenig unterwegs sind.
    Und dass eine umweltfreundliche Verkehrsmittelwahl belohnt wird. Abstufungen kann ein modernes System ja gut aufnehmen. Viel einfacher als irgendwelche klassische Mautstellen.

    Das ist schon richtig: der Inhaber bzw. der Chefredaktor darf die Ausrichtung seiner Fachzeitschrift selber bestimmen. Im Falle von Herrn von Andrian geht die Ausrichtung bei gewissen Themen so weit, dass ich mir die Freiheit des Kunden genommen habe, die SER nicht mehr zu lesen.