Bahnfreak ich gehe mal davon aus, dass ich für dich aufgrund der Diskussion um den Bahnhof Basel zur angesprochenen Gruppe der "Besserwisser" gehöre. Damit kann ich leben.
Ich bin seit bald 20 Jahren in der ÖV-Branche unterwegs. In beratender Funktion, 12 Jahre in verschiedenen Funktionen innerhalb TU, EVU und ISB, nun in der Zulieferindustrie. In dieser Zeit durfte ich viele Projekte aus ganz unterschiedlichen Themenfeldern und Perspektiven beobachten und begleiten. Dabei habe ich die Bekanntschaft mit vielen professionell arbeitenden und kompetenten Fachpersonen unterschiedlicher Disziplinen machen dürfen. Allerdings auch an mir selbst wahrnehmen dürfen, wie sich in der Projektarbeit der Fokus schärft (positiv ausgedrückt). Dabei wird der Fokus enger, die Details treten hervor und leider verstrickt man sich auch gerne in den Details. Ein Stück weit ist das unabdingbar, wenn das zur eigenen Funktion oder Rolle gehört. Ein Stück weit wird man bei langjähriger Tätigkeit auch betriebs- bzw. branchenblind. Doch irgendwo im Projekt, im Unternehmen, muss eine Instanz sein, die in den übergeordneten Kontext einordnet. Die lenkend eingreifen kann, wenn Projekte eine etwas spezielle Abzweigung nehmen. Leider habe ich mehr als einmal erlebt, dass diese Instanz entweder nicht existierte oder ihre Rolle nicht wahrnahm.
Bei Basel SBB gebe ich zu, da unterstelle ich den beiteiligten Institutionen, sich verrant zu haben. Nicht den Projektmitarbeitern auf Fachebene. Sondern im Lenkungsausschuss, dort wo Gewichtungen, Rahmenbedingungen, Bearbeitungsperimeter und strategische Ziele geprüft und vorgegeben werden.
Dass ich in weiteren Themen (Güterverkehr, Liberalisierung, Vertrieb, etc.) eine kritische Haltung einnehme, liegt daran, dass ich in den heutigen politischen und finanziellen Rahmenbedingungen (zu) viele Fehlanreize sehe. Was nicht darüber hinwegtäuscht, dass im Alltag in der Fläche und in Fachprojekten sehr viel gute Arbeit geleistet wird. Die, und die Aussage erlaube ich mir an dieser Stelle, bei anderen Rahmenbedingungen noch deutlich mehr volkswirtschaftlichen Nutzen stiften würde.