Beiträge von Fahrer Schwarz

    Und je nach Steigung kannst du auch mit zwei arbeitenden Loks auf der NBS nicht mehr anfahren.

    Wo genau befinden sich denn auf der NBS Abschnitte mit derart kritischer Steigung? Vom Schiff aus würde ich mal vermuten, dass es primär um die Rampen des Emmenquerungstunnels geht. Da müssten theoretisch aber wetterbedingt schlechte Adhäsionsverhältnisse eigentlich generell auzuschliessen sein.

    Wir müssten vielleicht mal einige Begriffe wie 'begründen' und 'erklären' oder auch 'entschuldigen' und 'verstehen' genauer definieren.

    Und falls du den differenzierenden Maidan-Artikel in verlinkbarer Form vorliegen haben solltest: Jederzeit gern - und ich verspreche dir hoch und heilig eine unpolemische, nüchterne und möglichst 'neutrale' Rezeption :)

    Jetzt aber:

    die Entscheidung, diesen Krieg weiterzuführen oder ein mehr oder minder integraler Bestandteil von Putins Unrechtsstaat zu werden

    Auch darum geht es m.E. nicht. Zumindest eine Grenze entlang des Dnjepr könnte die Ukraine mit der weiterhin zu erwartenden (nicht grenzenlosen) Hilfe des Westens und bei voller Nutzung der bestehenden defensiven Möglichkeiten sicher auch langfristig verteidigen. Aber das darf man natürlich nicht laut aussprechen, weil wir der Ukraine natürlich nicht zumuten möchten, sich so weit zurückziehen zu müssen. Auch die anscheinend bevorstehende russische Offensive wird daran wahrschenlich nicht viel ändern und höchstens Grenzverschiebungen im einstelligen Kilometerbereich bringen. Die Krim kriegen sie allerdings wohl mit vertretbarem Aufwand in absehbarer Zeit kaum mehr zurück. Für das Völkerrecht ist das natürlich ein Rückschlag; für eine realpolitische Bewertung müsste man noch genauer hinschauen.

    Sind wir jetzt wieder an dem Punkt, an dem der russische Einmarsch dann letztlich doch die lang ersehnte Befreigung der unterdrückten und geknechteten Minderheit war?

    Dazu dürfte es unter den Betroffenen ganz unterschiedliche Einschätzungen geben. Einige dürften das durchaus so gesehen haben - ob immer noch oder nicht mehr so ganz oder jetzt erst recht, wissen wir genausowenig wie wieviele es waren.

    Und was ich mit Haupttext und Klammerbemerkung sagen will, ist glaub recht deutlich. Butscha - Mariupol - unsoweiter undsofort.

    Das muss jetzt aber auch nicht bei jeder mehr oder weniger passenden Gelegenheit wiederholt werden. Klar, jede aus militärischer Sicht nicht unbedingt nötige Tötung von Zivilisten ist ein Kriegsverbrechen und als solches durch nichts zu rechtfertigen. Und ebenso klar, dass die Rote Armee und ihre Nachfolgeorganisation solche in grosser Zahl beging. Zu Butscha muss man schon auch ergänzen, dass die zwei Wochen nach der Rückeroberung entstandenen schockierenden Bilder wohl nicht allzuviel darüber aussagen, wie die Opfer genau zu Tode gekommen waren - was natürlich nichts an der Verwerflichkeit ihrer Ermordung ändert. Ich will das Ausmass russischer Kriegsverbrechen keineswegs herunterspielen oder entschuldigen, aber eines musst du mir trotzdem zugestehen - nämlich das Ganze in einen grösseren Zusammenhang zu stellen. Und da muss ich halt dann doch auch auf das Vorgehen z.B. der Amerikaner in Vietnam oder im Irak oder das Wüten der Hamas hinweisen. Nochmal: nicht um irgendetwas zu entschuldigen, aber doch um gewisse Relationen aufzuzeigen. Krieg ist immer die Hölle für die Betroffenen, und genau deshalb halte ich es für verfehlt und unmoralisch, den bisher Überlebenden einen Sieg in Aussicht zu stellen, der sie für alles erlittene entschädigen würde.

    Was willst du damit (also im Haupttext und in den Klammerbemerkugen) genau sagen?

    Dass Selenskij die Sprachengesetze wieder etwas aufgeweicht hat, kam wohl insofern zu spät, als es den Verlust der Krim und die Rebellion im Donbass auch nicht mehr rückgängig machen konnte. Und es war vermutlich nicht nur too late, sondern auch too little, denn im Minsker Abkommen war ja dem Donbass Selbstverwaltung versprochen worden, was die Ukraine aber in der Folge nicht umzusetzen bereit war.

    Wenn (...) die Darstellungen, auf die Du Dich beziehst, Recht (...) haben, müsste sich Lettland dann nicht möglicherweise von der EU oder wenigestens vom Europarat oder dem Europäischen Gerichtshof f+r Menschenrechte dafür rechtfertigen oder rügen lassen.

    Kann schon sein, nur: Die Mühlen der Justiz mahlen langsam und wo kein Kläger, da kein Urteil. Ich weiss ehrlich gesagt auch nicht, ob da allenfall bereits etwas hängig ist. Ebensowenig weiss ich, ob und wenn ja von wem genau die Interessen der russischsprachigen Bevölkerung in Lettland vertreten werden. Kann durchaus sein, dass es sich dabei um Organisationen handelt, die nach Putins Pfeife tanzen. Für ihn ist es ja umso besser, je schlechter es ist (frei nach Lenin). Hingegen müsste es eigentlich im Interesse Lettlands und des Westens liegen, in Daugavpils den Tatbeweis anzutreten, dass demokratische Selbstverwaltung auch mit russischsprachigen Bevölkerungen möglich ist. Das könnte im besten Fall enorme Ausstrahlungskraft auf ganz Russland haben. Schade, dass auch die Ukraine diese Chance nicht wahrgenommen hat.

    weil wir diesen Irrsinn mit der Sprachnation an uns haben vorübergehen lassen und uns stattdessen lieber an einen Typen gehalten haben, der vor nunmehr bald 800 Jahren seinem Sohn einen Apfel vom Kopf geschossen hat, worüber erst ein Deutscher ein Drama und anschliessend ein in Frankreich lebender Italiener eine Oper geschrieben hat (womit die drei benachbarten "kulturellen Orientierungsnationen" dann am Nation Building irgendwie doch beteiligt waren....

    Habe mir diese Ausführungen nun reichlich durch den Kopf gehen lassen und frage mich, wie das eigentlich genau war mit diesem gelungenen Beispiel nichtnationalistischen Nationbuildings. Wenn man es so darstellt wie du, müsste man das Urheberrecht für Willensnation eigentlich den Dänen zusprechen. Dass sich die Städte Luzern, Zürich und Bern (und später Basel) mit den randalierenden Waldstätter Bauern verbündeten - war das irgendeiner Idee geschuldet oder wurde da lediglich aus der Not eine Tugend gemacht? (Wenn wir sie uns nicht vom Leib halten können, müssen wir halt irgendwie mit ihnen kooperieren.) Und was genau war dafür ausschlaggebend, dass zuerst Herr Bonaparte und dann der Wiener Kongress Neuauflagen des so entstandenen, zwischenzeitlich zur europäischen Grossmacht avancierten und zu weiten Teilen vom Export von Söldnern lebenden Schurkenstaats beschlossen - und dass dieser sich in der Folge bis heute zu behaupten wusste?

    Nun aber zurück zum eigentlichen Threadthema: Bei allem Verständnis für dein Verständnis für Lettland: Wenn sie das durchziehen, was sie angedroht haben, dann - da muss man jetzt wohl einfach mal Klartext reden - ist das nichts anderes als eine ethnische Säuberung. Und absolut nicht zu vergleichen mit dem Vorgehen von Frankreich oder Italien im Elsass oder in Südtirol. Klar wurde da auch Druck ausgeübt. Die Werbebotschaft in den Strassburger Trams war nach meinen Informationen etwas weicher formuliert als von dir zitiert, nämlich "C'est chic de parler français." (Dass mein Berichterstatter dabei ausgerechnet Schickelé heissen musste - na ja, shit (oder shick) happens ;) ) Der langen Rede kurzer Sinn: Mir wäre nicht bekannt, dass im Elsass Leute wegen mangelnder Französischkenntnisse des Landes verwiesen worden wären.

    In Südtirol einigten sich Hitler und Mussolini auf die so genannte Option, auf die deine Ausführungen implizit anzuspielen scheinen. Zum einen müssen wir uns bewusst sein, dass Hitlerdeutschland und Italien damals Diktaturen waren, mit denen das heutige Lettland sich hoffentlich nicht vergleichen lassen möchte. Zum anderen war dieses Vorgehen immer noch weit von dem entfernt, was Lettland jetzt macht. Anders als du suggerierst hatte die erwähnte 'arme Frau' nämlich keine freie Wahl zwischen der lettischen und der russischen Staatsbürgerschaft. Die russische nahm sie nur aus einer Notlage heraus an, nachdem Lettland sie (mit vielen anderen) ausgebürgert und zu einer Staatenlosen gemacht hatte.

    Mutmasslich richtet sich dieses Gesetz auch nicht gegen eher harmlose ältere Damen, denen es offenbar in den letzten 5 Jahrzehnten nicht gelungen ist, eine auch noch entfernt verwandte Sprache auf A2-Niveau zu erlernen, die auch in Daugavpils gesprochen wird, sondern eben genau an diejenigen, die aus Sowjetzeiten geblieben sind und davon träumen, dass Grossrussland eines Tages auch im Baltikum wieder das Szepter schwingen möge.

    Das dünkt mich eine etwas gewagte Mutmassung. Selbst wenn sie stimmen sollte: Sollen wir Lettland jetzt nach dem beurteilen, was es beabsichtigte, oder nach dem, was es tatsächlich tut? Ich könnte dir noch so einige Katastrophen und Massaker aufzählen, die mutmasslich so nicht beabsichtigt waren. Für mch bleibt es dabei: Dieses Vorgehen ist beispiellos. Mit Sowjetnostalgikern könnte man auch durchaus anders umgehen - solange sie (wie wohl die meisten) nur träumen, einfach träumen lassen; die wenigen wirklich gefährlichen muss man halt überwachen - gerade für sie dürfte der Deutschtest das kleinste Problem darstellen. Dieses idiotische Instrument trifft nicht Staatsfeinde, sondern zielt in rücksichtsloser und zynischer Weise auf Unschuldige wie die beschriebenen alten Frauen.

    Wobei der Beweis für die Richtigkeit dieser Thesen noch zu erbringen wäre.

    Das lässt sich nachholen - der einschägige NZZ-Artikel steht leider hinter der Bezahlschranke, aber meine Ausweichlösung ist ja schon seit Längerem nicht mehr so moskauhörig wie in der guten alten Zeit. So sehr ich die von dir soeben geleistete Einordnung in grössere Zusammenhänge schätze, so sehr muss ich sagen, dass du mit dem Entdramatisieren und Abwiegeln hier auf dem neurotischen Dampfer sitzt - zumindest was Lettland betrifft. Wahrscheinlich merken sie erst nachträglich langsam, was sie sich mit diesem Sprachengesetz eingebrockt haben.

    Ich find's echt relativ krass. Du hast das Beispiel Lausanne und Bern eingebracht, selber schuld: Jetzt versuch dir mal vorzustellen, was wäre, wenn von in der Deutschschweiz lebenden Welschen oder noch nicht eingebürgerten Grosskantönlern oder von im Tessin lebenden Deutschschweizern plötzlich das Bestehen eines Sprachtests verlangt würde, mit Androhung der Ausweisung auf ein bestimmtes Stichdatum - für mein Verständnis jenseits von gut und böse. Ja, über Italienerfrauen, die nach jahrzehntelanger Anwesenheit noch wenig bis gar kein Deutsch über die Lippen brachten, wurde vielleicht gelästert. Massenausweisungen waren aber spätestens nach Ablehnung der berühmten 'Überfremdungsinitiative' des Altnazis Schwarzenbach gottseidank definitiv kein Thema mehr. Und dann haben wir eine Nahezu-Grossstadt* ähnlicher Grössenordnung wie das erwähnte Daugvapils, wo 'Deutsche' und 'Franzosen' ganz selbstverständlich nebeneinander leben und je ihre Sprache sprechen und in der Schule lernen dürfen. Warum nicht z.B. so?

    *Hier darfst du mir für einmal Übertreibung vorwerfen - ich hatte vom Schiff aus den Abstand zum vor einigen Jahren tatsächlich zur Grossstadt promovierten Winterthur unterschätzt, vielleicht weil die Seelandmetropole irgendwie fast urbaner daherkommt.

    Die russische Bevölkerung in den baltischen Staaten hat kein Interesse daran, vom russischen Staat übernommen zu werden.

    Darum geht es ja auch gar nicht.

    Mittlerweile sollten alle gemerkt haben, dass angeblich schlechte Behandlung russischer Minderheiten nur eine faule Ausrede sind.

    Es ist leider ein Fakt, der von Russland natürlich ausgenutzt und instrumentalisiert wird. Mir ist ehrlich gesagt schleierhaft, warum man Putin einen solchen Steilpass zuspielt.

    Ob und inwieweit die Aufnahme in die Nato eine Provokation Russlands war, wurde bereits andiskutiert und wäre vielleicht noch weiter zu vertiefen. Hier tut das aber nichts zur Sache. Russland hat diesen Schritt ja offensichtlich (gerade noch) toleriert. Damit ist nicht einzusehen, warum es z.B. den Bau defensiver Verteidigungsanlagen nicht tolerieren sollte. Oder glaubst du, man habe deshalb (um Putin nicht zu reizen) darauf verzichtet?

    Soviel zu

    man sich immer zusammenkonstruieren

    .

    Franziskus scheint, wenn man ihm nicht böswillig das Wort im Mund verdreht, noch einer der wenigen, die sich noch einen Rest von Besonnenheit bewahrt haben.

    Beim Baltiikum bin ich sogar ein Stück weit bei dir, allerdings nur, weil man mit der idiotischen Schikanierung russischsprachiger Ex-Bürger alles, aber nun wirklich alles erdenkliche tut, um Putin Grund für einen Intervention zu geben. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass - wie es ja auch in der Schweiz der Fall ist - die Verteidigungspolitik derart exponierter Länder sich auch auf unwahrscheinliche Fälle vorbereiten sollte. Die Baltischen Staaten sind nunmehr seit 20 Jahren Nato-Mitglieder und sollten sich auf die Bündnisvefpflichtung verlassen können. Was in diesen 20 Jahren an defensiven Vorbereitungen unternommen wurde, kann ich als Nichtexperte nicht beurteilen. Doch es würde mich schon etwas wundern, wenn die dissuativen Reationsfähigkeiten nicht die nötige Abschreckungswirkung entfalten sollten. Vielleicht müsste man halt im Doppelagentenmilieu ein paar glaubwürdige Informationen über die eigenen Fähigkeiten durchsickern lassen. Wer hier jetzt von aktuer Gefahr redet, erhebt indirekt eigentlich massive Versagensvorwürfe an die Nato.

    Für das Stopfen allfälliger Lücken im Verteidigungsdispositiv des Baltikums muss sicher nicht ganz Europa in den Modus der Kriegswirtschaft übergehen. Wer dies fordert, will die Nato zur Kriegspartei in der Ukraine machen.

    Jetzt scheinen bei der EU (und unserem dortigen Korrespondenten) alle Sicherungen durchzubrennen. Über Verbesserungen der Verteidigungsfähigkeit (v.a. auch mit Blick auf die künftige Haltung der USA) kann man meinetwegen ja gern diskutieren, wobei ich vor Finanzierungsvorschlägen gern eine kohärente Problemanalyse hätte. Umstellung auf Kriegswirtschaft ist aber eine andere Hausnummer und eigentlich ein verhängnisvoller Schritt Richtung Kriegseintritt - sprich Dritten Weltkrieg. Sieht fast so aus, als müsse man am Ende noch zum Katholizismus konvertieren.

    Geht es um die Optimierung der Halte bei den Fernverkehrszüge, oder will man generell den subventionierten Regionalverkehr von der Schiene auf die Strasse verlagern, damit man mehr freie Trassen für den lukrativeren FV bekommt?

    Vielleicht sucht er einfach ein Totschlagargument gegen Neubaustrecken.

    Ziemlich fragwürdig finde ich auch diese Aussage: "Jeder Franken, den wir in den Ausbau investieren, verursacht Folgekosten von drei Prozent – Jahr für Jahr. Ein Infrastrukturprojekt von einer Milliarde Franken kostet uns also jährlich 30 Millionen Franken im Substanz-Erhalt der neuen Bahnanlagen."

    Das würde ja bedeuten, dass das Nutzen-Kosten-Verhältnis aller geplanten und denkbaren Ausbauten immer exakt gleich ausfällt. Die NIBAS-Evaluation hat aber zwischen den verschiedenen Modulen sehr grosse NKV-Unterschiede aufgezeigt. Bei etlichen Vorhaben wäre das NKV klar positiv, namentlich etwa bei einer NBS Zürich - Aarau. Trotzdem wird diese 'Erkenntnis' vom den automatischen Folgekosten seit zwei Jahrzehnten von fast allen Akteuren nachgeplappert.

    Vergessen geht dabei auch, dass nicht nur eine Jagd nach sinnlosen Geschwindigkeitsrekorden unverhältnismässige Kosten produziert, sondern auch der von der Schweiz stolz gefeierte Netzauslastungsrekord - der Aufwand für den Substanzerhalt steigt exponentiell in Abhängigkeit von der Streckenauslastung und gerät ab einem gewissen Punkt völlig ausser Kontrolle, so denn überhaupt noch ausreichende Zeitfenster für die Ausführung der nötigen Arbeiten gefunden werden können. Wenn nicht, verlottert die Infrastruktur und es drohen, wenn nicht morgen oder übermorgen, so doch längerfristig 'grosskantonale' Zustände.

    Bei mir ist da keine Bezahlschranke. Früher gab es die, aber irgendwann scheinen die (für mich) alle aufgegangen zu sein. Und nein, ich habe kein Spiegel Abo ;)

    Bei mir läuft es beim Spiegel so: Ich kann ein Menu aufrufen, in dem ich einen Teil der Cookies ablehnen kann. Dort gibt es auch eine Schaltfläche "Einstellungen anwenden". Diese funktioniert aber nicht, wenn ich die Einstellungen nicht so gesetzt habe, wie der Spiegel wohl gern hätte.