Beiträge von kabelleger

    Nach meinem Verständnis ist die Möglichkeit der Verbesserung in Form von Taktverdichtungen Teil der Diskussion.

    .... das ändert nichts daran, dass man den Nahverkehr abbauen will.

    Taktverdichtungen im Fernverkehr dürften zudem bezüglich Reisezeiten beinahe nutzlos sein, da je länger je mehr an beiden Enden Nahverkehr im Viertelstundentakt oder mehr zur Verfügung steht. Die ganze Übung verlängert also primär Reisezeiten zugunsten der Kapazität. Und längere Reisezeiten sind nun wirklich das allerletzte, was der Ö̃V in der Schweiz braucht.

    kabelleger

    Guter Punkt! Dass Ducrot versucht, die Möglichkeiten auszuloten, empfinde ich grundsätzlich als legitim, und nicht als Hohn.

    Der Hohn ist, dass er die Möglichkeiten für Ö̃V-Verschlechterungen auslotet (Halte abschaffen) aber die Möglichkeiten für Verbesserungen (Neubaustrecken) kein Thema sind. Es findet ja keine ausgwogene Diskussion statt, die beides ernsthaft beinhalten würde! Daraus kann ich nur schliessen, dass Ducrot die Bedürnisse der Reisenden egal sind, und das ist für einen SBB-Chef völlig daneben. Zumal die Diskussion über Neubaustrecken schon vor 10 Jahren fällig gewesen wäre und heute noch viel mehr, gerade auch wegen der langwierigen Realisierung.

    Ich empfinde die ganze Argumentation zum Thema Reduktion des Nahverkehrs zugunsten des Fernverkehrs als Hohn. Statt dass man vorwärts macht bei dringend nötigen Neubaustrecken, welche sowohl das Problem der teils unterirdischen Fahrzeiten wie auch der Kapazität lösen, kommt jetzt einer auf die Idee einfach den Regionalverkehr abzuschaffen. "Die Leute können ja einfach zuerst mit dem Bus im Stau stehen, dann aufgrund exzessiver Übergangszeiten am Bahnhof was konsumieren, und anschliessend im Fernverkehrszug langsam durch die Landschaft gondeln! Wenn sie keine Alternativen haben können wir den Ö̃V so schlecht machen wie wir wollen und er wird trotzdem benutzt!"

    (Es geht mir nicht um Einzelfälle, Busbedienung kann schon punktuell sinnvoll sein sondern ums grosse Ganze).

    Dass man eine solche Abschaffung des Ö̃V auch noch gut findet ist bedenklich.

    Was mich bisschen wundert: Offenbar hat ja die Blindleistungsmessung des Stromrichters den Tod des Trafos quasi vorhergesagt und könnte vielleicht genutzt werden, um herauszufinden, welche Trafos im schlechtesten/kritischem Zustand sind (oder auch bei anderen Fahrzeugen zur Früherkennung von Trafoschäden benutzt werden). Darauf wird aber gar nicht eingegangen...

    Es ist halt sehr einfach hier Forderungen aufzustellen und rumzustänkern. Wenns dann ums nächste 500-1000 CHF Smartphone oder den 2000 CHF Desktop-PC geht werden die Prinzipien dann schnell wieder über den Haufen geworfen. "Ich brauche halt zwingend Windows weil [Ausrede]", "Das Fairphone ist mir einfach zu [Ausrede]", "Firefox ist mir zu minimal anders in der Bedienung".

    Ich weiss, es *gibt* Leute (auch hier) welche nicht nur fordern sondern auch nach ihren Prinzipien handeln und z.B. die Forderung nach Open Source-Software ist prinzipiell auch legitim, aber es gibt in diesem Bereich jetzt echt grössere Probleme als ein günstiges & kleines Nischenprodukt einer Hobbyfirma. Ihr könntet z.B. mal bei der SBB nachfragen, wie so die Open Source-Strategie bei der von der Schweizer Bevölkerung bezahlten Software aussieht.

    Eine Konfigurationsseite via IP im Lan zur Verfügung zu stellen [...]


    Man kann alles machen. Aber nun brauchst du schon einen kompletten Webserver und eine komplexe Webanwendung auf dem Teil, was hardwaremässig schon nicht mehr trivial ist. Kosten, Grösse, Stromverbrauch. Der Nutzer muss zudem die IP herausfinden können, was realistischerweise nur geht, wenn das Tramli diese anzeigt; dafür brauchst du einen Input am Tramli (weil wenn es mal läuft willst du ja nicht die IP anzeigen sondern Abfahrten), womit wir auch noch zusätzliche Hardware brauchen, deren Bedienung dann auch noch dem Benutzer erklärt werden muss.

    Alternativ kann man mit DNS Service Discovery oder mit Suche über broadcast/multicast arbeiten, dann brauchst du aber wieder spezielle Software auf dem Client weil der Browser das nicht kann, und zudem ist das unzuverlässig weil es nicht in allen Heimnetzwerk-Topologien funktioniert (z.B. wenn LAN und WLAN nicht sauber gebridged sind).


    Es ist halt immer alles ganz einfach wenn man alle Details ignorieren kann weil man es nicht selber implementieren muss...

    Auch wenn die Leute von Tramli hier aktiv sind - finde ich es immer noch schade, nein eher bedenklich, dass auf meine Kritik der Cloudanbindung an die Tramli-Server bisher absolut nichts eingegangen wurde...

    Die Realität ist wahrscheinlich, dass es schlicht nicht praktikabel ist, die Fahrplandaten direkt auf dem Tramli zu verarbeiten.

    Zum einen müsste die Hardware viel leistungsfähiger sein (=teurer, grösser, mehr Abwärme). Weiter hättest du das Problem, dass das Tramli updatebar sein müsste, weil niemand garantiert, dass die zukünftigen Fahrplandaten noch unter derselben URL verfügbar und kompatibel sind (das GTFS-Format ist leider zu wenig genau spezifiziert und was man da bekommt ist ziemlich wildwest); damit hängt die Funktion des Geräts längerfristig sowieso am Softwarehersteller und dessen Infrastruktur. Und zuguterletzt müssen unter Umständen die Echtzeitdaten vorgefiltert werden, denn du willst nicht jedem einzelnen Tramli den gesamten Echtzeitdaten-Stream für die ganze Schweiz liefern (evtl. kann die GTFS-Echtzeitdaten-Schnittstelle schon filtern, hab ich mir noch nicht angesehen).

    Dann kommt auch noch das Problem des Setups: Irgendwie musst du dann einen PC oder ein Handy mit deinem Tramli verbinden, damit du das konfigurieren kannst. Wie schlecht sowas lokal im LAN funktioniert sehen wir schon täglich mit Netzwerkdruckern. Hier das Ganze einfach über einen zentralen Server zu schleifen macht einiges einfacher und weniger fehleranfällig.

    Mir gefällt diese Abhängigkeit von externen Servern auch nicht. Aber es gibt halt sehr gute Gründe dafür und man kann hier sicher niemandem einen Vorwurf machen.

    Ja, klar. Zulassungsbehörden, Fahrzeugherstelle, EVU... Alle doof. Was denkst du, weshalb man z.B. bei der Re460 nachträglich so ein Ventil eingebaut hat? Ganz bestimmt nicht, weil es nie Zwischenfälle gegeben hat wo die Traktionsabschaltung über die Leittechnik nicht mehr funktionierte.

    Ohje, ich habe mir durchaus Gedanken gemacht bevor ich das geschrieben habe, und du interpretierst Dinge in meinen Post rein, die ich nie geschrieben habe. Keine gute Diskussionsgrundlage. Aber seis drum.

    Ich habe nie geschrieben, der Notaustaster in der heutigen Form sei überflüssig. Er erfüllt genau den Zweck, den du schreibst: Traktionsabschaltung und Bremsung im Falle Ausfall der Leittechnik (1).

    Das ist aber ein anderer Fall als (Teil-)ausfall der pneumatischen Bremse bei korrekt funktionierender Leittechnik (2).

    Was hier das Problem ist, ist, dass man die Lösung für (1) anwendet im Fall (2), und das geht dann in die Hose.

    Was die beste Lösung ist kann ich dir nicht sagen, aber denkbar wäre ein zweistufiges Nothalt-System, das in der ersten Stufe die Bremsleistung maximieren kann OHNE die Lok abzuschalten (auch hier könnte man die Leittechnik teilweise umgehen und z.B. direkt der Traktionsumrichter-Software eine Zugkraftsperre auferlegen ohne die E-Bremse stillzulegen; in diesem Zustand wäre es auch denkbar, dass man dem LF erlaubt manuell die vorgeschriebene maximale E-Bremskraft zu überschreiten) und erst in der zweiten Stufe die Lok komplett stillegt.

    Auch eine Vectron kann mit mehr als 150kN elektrisch Bremsen, ist alles abhängig von der Fahrzeugsoftware und den länderspezifischen Vorschriften. Wenn die Bremskraft aufgrund von Gleisgeometrie beschränkt ist darf diese auch bei einer Schnellbremsung nicht überschritten werden. Grundsätzlich benutzt der Vectron auch bei einer Schnellbremsung die E-Bremse wenn im entsprechenden Land zugelassen.

    Der Taster "Notaus" ist unter Umständen (Fahrzeugabhängig) das einzige Bedienelement, welches die HL unter Umgehung der Leittechnik / des Bremsrechners entlüften kann. Bein ungenügender Bremswirkung muss(!) dieser verwendet werden.

    Dem Lokführer zu sagen, er soll bei nicht ausreichender Bremswirkung die E-Bremse stilllegen ist einfach nicht besonders intelligent. Der ganze Mechanismus mit dem Notausschalter benötigt offensichtlich eine Überarbeitung (sowohl technisch wie auch bezüglich Vorschriften).

    Ich denke, das Argument geht in die Richtung: Für kürzestmöglichen Bremsweg will man keine E-Bremse einsetzen, da diese während der Bremsung ausfallen könnte, was bis zum Einsetzen der Druckluftbremse die Bremsleistung reduzieren würde. Soweit ich weiss ist bei Rangierfahrten der Einsatz der E-Bremse auch nicht erlaubt, wohl mit demselben Argument (wär blöd wenn während der Annäherung zweier Züge zum Kuppeln die Bremse - auch nur kurz - ausfällt).

    Angesichts dessen, dass es aber alle paar Jahre wieder knallt wegen fehlender Bremswirkung obwohl die E-Bremse verfügbar gewesen wäre (der Unfall von Braz 2010 kommt da z.B. in den Sinn) sollte man dieses Argument aber wohl überdenken, zumindest für Geschwindigkeiten > 40 km/h.

    Es wurde doch vor ein paar Wochen irgendwo diskutiert, dass das neue Verkaufssystem für den internationalen Verkehr keine speziellen Tickets mehr nutzt. Von daher ist es nur logisch, dass die Tickets personalisiert sein müssen, um Missbrauch zu vermeiden. Freiwilliges Opt-Out geht hier logischerweise nicht.

    Ob das jetzt gut ist oder nicht kann man diskutieren, ich persönlich habe durchaus Verständnis dafür, dass man die verschiedenen Verkaufskanäle möglichst angleicht und im Schalterverkauf keine Extrawürste mehr fährt, zumal der Schalterverkauf im internationalen Verkehr eh nur noch deshalb relevant ist, weil online-Verkauf teilweise nicht geht; und genau an diesem Problem arbeitet man ja.

    Was mich an der ganzen Sache eher stört ist, dass die SBB alte Daten behält, welche keine praktische Relevanz (ausser vielleicht marginal besseres Targeting beim Zu-spammen mit Werbung) haben.

    Grüezi. Es wurde gesagt, dass der GBT nicht betrieben kann, wenn die beiden Rohre nicht durch eine geschlossene Tür getrennt sind. Aber wie machen sie das im LBT? Ich glaube nicht, dass es gibt im Wechselbahnhof Ferden jemand Türen, die nach jedem Zug geschlossen werden. Oder gibt es Türen, das in Normalbetrieb geöffnet sind, aber dass im Unfall sie sind automatisch schnell geschlossen?

    Der LBT kann gar nicht dasselbe Lüftungs-, Schutz- und Rettungskonzept haben wie der GBT, da beim LBT aufgrund der Einspur zwangsläufig im Normalbetrieb offene Verbindungen zwischen den Röhren nötig sind und nicht durchgehend ein zweiter Bahntunnel als Rettungs-/Evakuationsröhre zur Verfügung steht. Stattdessen gibts den Rettungs-/Wartungsstollen, welcher durch Türen abgetrennt ist (und vmtl. leicht erhöhten Luftdruck hat) so dass ein abgetrennter Bereich zur Verfügung steht.

    Zudem gibt es in den nächsten 15 Jahren sicher auch noch die EC-Wagen.

    Ich so: "Man sollte sich eine Lösung überlegen für die Zukunft wenn kaum einstöckiges Rollmaterial mehr zur Verfügung steht, denn die Umsetzung einer solchen Lösung kann lange dauern."

    Du so: "Nicht nötig, ein Teil des einstöckigen Rollmaterials hält noch 15 Jahre."

    Mein Fehler, ich wollte nur einen konstruktiven Gedankenanstoss posten, damit bin ich hier natürlich falsch.

    Ich werfe mal noch was in den Raum (ans ansonsten inhaltsleere Von Andrian-interview anzuknüpfen): Man hat aktuell noch das Glück, dass sich in der Schweiz einiges an einstöckigem Rollmaterial finden lässt, was oben durch kann.

    Das wird je länger je mehr ein grosses Problem. Gibts mal keine EW IV und ICN mehr, und das dauert nicht mehr so lange, stehen für einen Betrieb über den Berg gerade mal noch Girunos (und vielleicht einzelne Astoros) zur Verfügung, was dann definitiv hinten und vorne nicht mehr reicht - zumal man ja nur schon für die ECs mehr Komps als im Regelbetrieb braucht, weil diese ja in beide Richtungen eine Stunde länger unterwegs sind.

    Es wäre meines Erachtens eben schon nötig, eine Ertüchtigung der Bergstrecke für Doppelstockfahrzeuge ins Auge zu fassen, zumal eine solche Ertüchtigung selbst wenn man heute beginnen würde nur gerade so fertig würde bis zur Ausserbetriebnahme des Grossteils des verbleibenden einstöckigen Fernverkehrs-Rollmaterials.

    Anscheinend ist das Thema nicht ganz neu und es gab dazu durchaus schon Überlegungen. Ich denke mal man könnte im Gegensatz zum Lötschberg auch abschnittsweise die Bergstrecke auf Einspur zurückbauen um die nötigen Profile in zu engen Tunnels zu erreichen, was die Kosten ggf. durchaus auch senken könnte. Aber natürlich müsste man ganz genau schauen, was es benötigen würde, um ein sinnvolles Angebot mit Doppelstockzügen oben rum fahren zu können (und dabei den Güterverkehr nicht ganz zu vergessen).

    Ganz nebenbei würde ein solcher Ausbau auch Wartungsarbeiten am Tunnel vereinfachen, weil man viel einfacher Verkehr in eine Richtung oben herum umleiten könnte.

    "liveness" und "safety" sind auch bei der Bahn sehr relevant, auch wenn du die Begriffe so vielleicht nicht nutzt.

    Ein Zug, der nur rum steht ist sehr sicher. Aber er erfüllt keinen Zweck. ("safety" vorhanden, "liveness" nicht)

    Ein Zug, der ohne Sicherheitssysteme fährt erfüllt einen Zweck, ist aber nicht sicher. ("liveness" vorhanden, "safety" nicht).

    In der IT käme noch "security" dazu. Der Unterschied zwischen "safety" und "security" ist, ob jemand versehentlich versucht einen unerwünschten Zustand herbei zu führen (dagegen schützt "safety") oder dies mit Absicht tut (da reicht "safety" nicht, da brauchst du "security"). Bei der Bahn wird "security" oft (aber längst nicht immer) ignoriert da man nicht davon ausgeht, dass jemand absichtlich den Betrieb stören will, während es in der IT halt "safety" ohne "security" eigentlich nicht gibt weil immer jemand da ist, der aktiv den Betrieb stören will.

    Die Verwendung von englischer Terminologie liegt primär darin begründet, dass es im Deutschen keine guten Wörter gibt, um diese Konzepte zu beschreiben. ("liveness" könnte man am ehesten noch mit "Verfügbarkeit" umschreiben aber das macht bei der Bahn nicht viel Sinn).


    Dass die Begriffe in Reglementen und Bestimmungen nicht vorkommen ist kein Zufall. Diese dienen ja als Handlungsanweisung, während die Begriffe "liveness"/"safety"/"security" primär zur technischen Analyse eines Systems nützlich sind. Bei einer Handlungsanweisung stellt man sich wohl häufig auf den Standpunkt, dass es für den Ausführenden gar nicht so relevant ist, weshalb er etwas tut, solange er das tut, was man ihm sagt. (ob das jetzt eine gute Idee ist bzw. in welchen Fällen ist eine andere Frage).