Quiz-Versuch "Michael Style"

  • Liebe Mitforist:innen,

    die Zeit des MIchael´schen Adventskalenders ist leider schon wieder viel zu schnell rumgegangen. Besonders beliebt sind ja immer die längeren "Reise-Quiz", in denen man bei einer virtuellen Reise durch geschickte Kombinationsgabe über gefühlte 217 Zwischenschritte am Ende ein Ergebnis liefern kann/ darf/ sollte (oder auch nicht).

    Ich möchte mich heute auch mal an so einem Quiz versuchen. Wenn ich (wir?) Glück haben, hilft es uns, die doch noch seeehr lange Wartezeit auf den Adventskalender 2022 etwas zu verkürzen (an dieser Stelle nochmals herzlichsten Dank an dich, Michael, für die Wahnsinnsmühe, die Du Dir da mit uns machst).

    Angaben zu Zahlen, Daten, Fakten stammen im Zweifelsfall aus der deutschsprachigen Wikipedia, Fahrplandaten aus dem SBB-Onlinefahrplan für Freitag, 7.1.2022:

    Wir beginnen unsere Reise in der Schweiz undzwar auf einem eher höher gelegenen Bahnhof. Für unsere erste Rechenoperation brauchen wir jetzt folgende Daten:

    - Die Höhe des Bahnhofs (gemessen in Meter ü.M.)
    - Die Ankunftszeit des ersten Zuges, der aus dem Nachbarkanton kommend dort eintrifft. Aus der Uhrzeit machen wir unter Hinweglassen der Stunden-Minuten-Trennung eine "normale" Zahl: Beispiel: 17:28 würde zu 1728.
    - Die Anzahl von Gegenständen, die auf dem Kantonswappen des Kantons, in dem unsere Station liegt, abgebildet sind.

    Wir nehmen nun die Bahnhofshöhe und multiplizieren sie mit der Anzahl der Gegenstände auf dem Kantonswappen. Das Ergebnis teilen wir durch die Anzahl der Nachbarkantone unseres gesuchten Kantons, in denen mindestens eine gleiche Amtssprache gesprochen (und geschrieben...) wird. Von diesem Ergebnis ziehen wir dann wiederum die nach o.g. Beispiel umgeformte Ankunftszeit des ersten Zuges, der aus einem Nachbarkanton kommend auf unserer Station eintrifft ab.

    Das Ergebnis müssen wir dann leicht abrunden, um eine ganze Zahl zu erhalten. Von dieser ganzen Zahl nehmen wir die letzten beiden Stellen und verdoppeln die Zahl, die sich aus diesen beiden Stellen ergibt. Den verdoppelten Wert setzen wir neu als letzte beide Stellen ein. Beispiel: aus 546 würde so 592 werden.

    Das Ergebnis dieser ersten schon etwas komplexeren Operation definiert unser nächstes Reiseziel: Es stellt nämlich eine Postleitzahl bzw. Post Code/ Code postal/ wie auch immer (ich möchte Euch hier nicht auf eine Fährte locken) dar, der in einer europäischen Hauptstadt verwendet wird. In diese Hauptstadt begeben wir uns jetzt bzw. eigentlich gar nicht genau dorthin, sondern an ihren Rand. Dort gab es zwei Bahnstrecken, die sich kreuzten. Beide sind schon eine ganze Weile stillgelegt, die eine noch länger als die andere. Eine von beiden hatte unweit der Kreuzungsstelle einen Bahnhof, die andere verzichtete darauf, so dass die Kreuzung der beiden Linien für potenzielle Fahrgäste eigentlich nicht recht nutzbar war. Item (um das hier auch mal einzuwerfen, es gehört ja in ein Rätsel hinein, das "Michael-Style" zu sein versucht... ;) ), diese verkehrlich unglückliche Lösung dürfte nicht der Grund für die Einstellung der beiden Bahnen gewesen sein.

    Gebraucht wird - damit wir weiter reisen können - der Ortsname der Station, die an dieser Kreuzung liegt bzw. lag. Dieser Ortsname lässt sich in zwei Teile zerlegen und es bleiben immer noch zwei eigenständig verwendbare Worte. Das erste brauchen wir nicht mehr und können also darauf verzichten. Das zweite brauchen wir, müssen es aber zuvor in seine Singularform umwandeln. Nach dieser Umwandlung übersetzen wir es in die Sprache eines Nachbarlandes von dem Land, in dem wir uns gerade befinden. Damit nicht genug. Um den Ortsnamen unseres neuen Ziels zu finden brauchen wir noch ein zweites Wort (denn auch hier ist der soeben übersetzte Ortsnamensbestandteil der zweite Teil der Ortsnamens). Als erster Teil des Ortsnamens brauchen wir das aus der Bezeichnung dieses Landes in der eigenen Landessprache abgeleitete passende Adjektiv. Haben wir dieses gefunden, wissen wir auch wieder, wo wir nun sind. Somit können wir zur letzten Etappe aufbrechen. Wir nehmen die erste Verbindung von dem eben gefundenen Ort in die Hauptstadt des Landes (also nicht die mit der Kreuzung, die verkehrlich keine war, an ihrem Stadtrand, wo wir schon waren, sondern die Hauptstadt des Nachbarlandes, das wir dank unserer Kombinations- und Übersetzungskünste ermittelt haben und in dem wir uns aktuell befinden). Gefahren wird dabei vom/ zum der Bezeichnung nach wichtigsten Bahnhof beider Orte.

    Das gesuchte Ergebnis ergibt sich aus der Summe der Zugnummern, die wir auf dieser Reise nutzen müssen (also nur der letzten Etappe, dazwischen haben wir uns ja primär ganz virtuell-virtuell über den Kontinent bewegt...).

    Das Ergebnis als solches dürfte ja erst einmal nicht zuuviel verraten. Wer den Lösungsweg mitteilen möchte und schnell ist, solte das - um den Rest den Spass nicht zu verderben (so es ihn denn geben sollte) gerne per PN machen.

    Viel Spass beim Reiseraten!

  • Hilfreich wäre vielleicht der Name oder mindestens einen Hinweis betreffend des besagten, "höher gelegenen Bahnhofs". Denn irgendwo muss man ja anfangen mit einer Suche... :/ Höher gelegen ist mindestens relativ.

  • Diese Antwort lässt mich ein Missverständnis vermuten. Es ist gemeint, dass die Zugnummern gem. Onlinefahrplan aufsummiert werden.

    Beispiel: erster verwendeter Zug IC 1058, zweiter verwendeter Zug IC 707, dann wäre das Ergebnis 1765.

  • Ich suche Schmalspurbahnen mit Zahnradstrecken, welche Kantonsgrenzen übergreifen.
    Die vorgegebene Multiplikation (Gegenstände im Kantonswappen) macht mit Null oder 1 eigentlich wenig Sinn (1 Bär, 1 Stier, 1 Schlüssel, 1 Doppelschlüssel, 1 Steinbock oder 1 Appenzellerbär).
    Bleiben mir noch drei Startkantone: VS mit 13 Sternen und Grenzwertig: AR mit 1 Bär und 2 Buchstaben bleibt Graubünden mit 1 Steinbock und 2 Wappen.
    -> Ob jetzt Wappen und Buchstaben "Dinge" sind?
    Also ich würde nun suchen: Stationen MGB in VS mit Zahnstange im Bahnhofsbereich, eher Seite Furka...

    pragmatisch einfach könnte der Ansatz "lass dich nicht verwirren" sein, die Zahl der Hauptstädte ist ja begrenzt ( ?( also mittendrin beginnen)
    Georges

  • Kann man natürlich auch so machen... (also pragmatisch einfach).

    Mit "Dingen" (bzw. "Gegenständen" hatte ich es ja genannt) sind keine Wappen und Buchstaben gemeint. Wobei ich heraldische Bestandteile (die ins Bündnerwappen aufgenommenen Wappen der ehemaligen Drei Bünde nicht unbedingt als "Wappen" bezeichnen würde (aber auch nicht als "Dinge" bzw. "Gegenstände"), gleiches gilt für das U (bzw. ja als "V" geschrieben) und das R von Appenzell Ausserrhoden. Im Bündner Wappen wäre demnach maximal ein "DIng" bzw- "Gegenstand", nämlich der Steinbock.

  • Yay, endlich darf ich selbst auch mitraten. :D

    Einfach ist es allerdings nicht unbedingt. Ich finde sechs Kantone deren Wappen mehr als einen Gegenstand zeigen. In vier dieser Kantone verkehrt keine Zahnradbahn. Bei den anderen beiden finde ich insgesamt sechs Bahnhöfe/Haltestellen deren Gleis oder Gleise (nur in einem Fall sind es mehr als eines) über eine Zahnstange verfügen. Bei allen komme ich jedoch auf eine Postleitzahl die ich in keiner europäischen Hauptstadt verorten kann bzw. muss nicht in allen Fällen das Ergebnis abrunden weil sich eine ganze Zahl ergibt.

    Ich stehe auf dem Schlauch.

  • Komme auf das gleiche Ergebnis 7140 und habe Dir den Lösungsweg per PN geschickt

    Eine Zugnummer entspricht dem Gründungsjahr einer Monarchie, die aber das Zeitliche gesegnet hat

    PS. Das kann ja heiter werden, wenn Michael DIch beim nächsten Rätsel zu toppen versucht ;)

    Bahnfahren entspannt.

  • Offenbar war es doch schwieriger, als ich vermutet hatte... (angesichts dessem, was hier teilwesie schon geraten wurde, hat mich das echt überrascht). Oder es sind noch alle vom Adventskalender etwas "Quiz-müde".

    Na, dann will ich mal auflösen, für die, die es (noch) interessiert; zwei richtige Antworten hatten wir ja. Gratulation ins Bergische und ins Bündnerland an Michael und Philipp2.

    Gestartet sind wir - das hatte sich ja hier im Thread schon halbwegs herumgesprochen am Jungfraujoch. Gut, das mit dem Nachbarkanton war vielleicht etwas hinterhältig, aber zu einfach wollte ich es Euch ja auch nicht machen. Der Bahnhof Jungfraujoch liegt im Wallis ( Dani86 nahm in einer PN in diesem Zusammenhang den Begriff "unnützes Wissen" in den Mund bzw. die Hand - Recht hast Du, aber warum sollen wir immer nur nützliches Wissen abfragen... ;) ). Im Walliser Wappen sind 13 Sterne, 3 Nachbarkantone haben mindestens eine gemeinsame Amtssprache (Bern sogar gerade beide), nur das Tessin nicht - die walsertiitsche Gemeinde Gurin (resp. Bosco) reicht offenbar nicht aus, um hier Deutsch zur Amtssprache zu machen. Der erste Zug aus dem Nachbarkanton (okay, da kommen sie alle her - also der erste Zug überhaupt) kommt um 9:41 am Joch an - jedenfalls aktuell und relevant waren ja die Fahrplandaten des 7.1.. Somit haben wir 3.454 x 13 : 3 - 941, was 14.026 ergibt. Verdoppeln wir die Zahl, die sich aus den letzten beiden Ziffern ergibt, erhalten wir 14.052. Das ist eine Postleitzahl, die einen Teil des Stadtgebiets von Berlin erfasst.

    Im Südwesten Berlins befindet sich - gerade ausserhalb der Stadtgrenze - die SIedlung Dreilinden. Hier kreuzten sich unsere beiden stillgelegten Eisenbahnstrecken (und zudem noch eine stillgelegte Autobahn - auf deren Erwähnung hatte ich verzichtet, um es nicht zu einfach zu machen...).

    Die eine Bahnstrecke war die älteste Eisenbahn Preussens - 1839 wurde sie zwischen Berlin und Potsdam eröffnet und wenige Jahre später nach Magdeburg verlängert. Auf dieser Strecke fuhren dann unter anderem die ersten "D-Züge" (benannt nach den seinerzeit neuen Schnellzugwagen in "Durchgangsbauart", sprich, mit einem Seitengang). Diese auch Stammbahn genannte Bahnstrecke hatte in Dreilinden keinen Halt.

    1913 wurde dann die zweite Bahnstrecke eröffnet, die so genannte "Friedhofsbahn" von (Berlin-) Wannsee nach Stahnsdorf. Sie entstand, nachdem unter anderem die Berliner Stadtsynode (aber auch einzelne Kirchgemeinden aus den seinerzeit noch selbständigen Berliner Randstädten und Randgemeinden (Berlin in seiner heutigen FOrm entstand ja erst mit dem "Gross-Berlin-Gesetz 1920) in Stahnsdorf grössere Ländereien zur Anlage von Friedhöfen erworben hatten. Diese Verlegung von Friedhöfen an den Stadtrand - um in den Standzentren Bauland zu gewinnen - war seinerzeit nichts Ungewöhnliches, in meiner Heimatstadt Hamburg entstand auf diese Weise der Zentralfriedhof Ohlsdorf, der immer noch der grösste Parkfriedhof der Welt ist. Auch das Anschliessen der Friedhöfe an die im Entstehen begriffenen Stadt- und Vorortbahnnetze war durchaus üblich, in Hamburg baute man fast gleichzeitig sowohl die "Hamburg-Altonaer Stadt- und Vorortbahn" (die Keimzelle der heutigen S-Bahn) als auch eine der ersten Zweigstrecken des 1912 eröffneten Hochbahn-Rings zum Friedhof. 1928 wurde die Friedhosbahn im Zusammenhang mit der "grossen Stadtbahn-Elektrisierung" mit Stromschienen ausgerüstet und in den S-Bahnverkehr einbezogen.

    (Fortsetzung folgt)

  • (Fortsetzung)

    Nachdem in den letzten Kriegstagen die Brücke der Stammbahn über den Teltowkanal (zwischen Dreilinden und Griebnitzsee gelegen) gesprengt worden war, wurde der Zugverkehr westlich der letzten auf Berliner Stadtgebiet gelegenen Station Düppel eingestellt (wobei wohl eine Zeitlang noch Demontagezüge über die noch liegenden Streckengleise gefahren sein sollen). Schnellzugsverkehr gab es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr, weil wegen der starken Zerströrungen am Potsdamer Bahnhof die wenigen verbliebenen Schnellzüge von Westen ab Griebnitzsee via Wannsee auf die Stadtbahn geleitet worden waren. Für den eher schwachen Nachkriegsverkehr reichte diese Verbindung vollkommen aus, weshalb ein Wiederaufbau der Stammbahn zwischen Düppel und Griebnitzsee unterblieb. Dafür wurde das verbliebene Reststück elektrifiziert und es pendelte ein S-Bahn-Triebwagen (zunächst meist ein Zug der BR ET 169 aus den frühen Anfangsjahren, später waren es nach meiner Kenntnis meist so genannte "Steuerviertel", deren Beiwagen als Steuerwagen ausgeführt war und die deshalb als 2-Wagen-Zug der schwachen Nachfrage angepasst verkehren konnten. zwischen Zehlendorf und Düppel - hierbei handelte es sich meist um umgebaute Züge der "Stadtbahn-Bauart" ET 165, es ist aber sicher nicht auszuschliessen, dass auch von der Peenemünder Versuchanstalt übernommenen Züge hier eingesetzt wurden. Diese waren i.W. baugleich mit den Ende der 1930er Jahre gelieferten ET 167, verfügten anders als diese aber ebenfalls über einen Steuerwagen. DIese kurzen Pendelzüge verkehrten ab Zehlendorf vom ehemaligen Fernbahnsteig, für die Weiterfahrt in die Innenstadt musste also das Perron gewechselt werden - viel Aufwand im SInne einer guten Verkehrserschliessung wurde hier offenkundig nicht betrieben. Ein Durchfahren von Zügen in die Stadt war m.E. auch gar nicht möglich. Zwar hatten die Fernbahngleise vor dem Krieg über Stromschienen verfügt (um die direkten "Bankierszüge" ohne Halt von Zehlendorf bis zum Potsdamer Bahnhof zu führen), diese Stromschienen waren aber nach dem Krieg entfertn und die ansonsten nutzlos gewordenen Ferngleise auch nur noch von Güterzügen zur Bedienung örtlicher Anschlüsse insbesondere in Lichterfelde West und Schöneberg genutzt worden.
    Interessanterweise erhielt der unmittelbar an der Stadtgrenze gelegene Bahnhof Düppel erst in der Nachkriegszeit den Namen Düppel-Kleinmachnow, um auf die jenseits der Stadtgrenze gelegene Ortschaftg hinzuweisen, deren einziger Bahnanschluss er war. Mit Sperrung der Berliner Aussengrenzen für Bewohner der Westsektoren 1952 stand diese Möglichkeit dann aber nur noch den Kleinmachnowern offen. Mit dem Mauerbau 1961 war auch damit Schluss, bemerkenswert ist, dass der Bahnhof seinen Doppelnamen aber weiterhin behielt und dass die Reichsbahn wohl 1963 sogar neue Stationsschilder mit dem Doppelnamen aufhängtem nachdem - wohl aus stummem Protest - der Name "Kleinmachnow" übermalt worden war. Erst Anfang der 1970er Jahre entfiel der Zusatz "Kleinmachnow", wohl als mittelbare Folge der neuen DDR-Verfassung, die den Anspruch auf WIederverinigung endgültig nicht mehr vorsah. 1972 entstand an der kurzen S-Bahn-Linie sogar noch ein neuer Halt - Zehlendorf Süd. Meines Wissens war dieser Bahnhof mit Ausnahme der 1946 an der Strecke nach Lichtenrade (bzw. damals noch Rangsdorf) eröffneten Station "Buckower Chaussee" der einzige Bahnhofsneubau der S-Bahn in den Berliner Westsektoren zwischen dem Kriegsende und der Übertragung der Betriebsrechte für die S-Bahn an die West-Berliner BVG 1984. 1980 wurde schliesslich der S-Bahnverkehr in Folge des Reichsbahnerstreiks - wie auf den meisten S-Bahnstrecken in West-Berlin - eingestellt und seither nicht wieder aufgenommen. Für die Zukunft tauchen immer wieder Pläne auf, den Personenverkehr auf der Stammbahn zu reaktivieren, als Bauvorleistung befindet sich am Berliner Nord-Süd-Fernbahntunnel südlich des Bahnhofs "Potsdamer Platz" ein kurzer Tunnelstutzen, von dem eine Strecke auf das alte noch vorhandene Fernbahntrassee geführt werden könnte.

    Die Friedhofsbahn blieb etwas länger in Betrieb als ihre ältere Schwester. Zwar ruhte zwischen 1953 und 1954 der Verkehr, nachdem West-Berliner nicht mehr ins Umland fahren durften (siehe oben) und für die Einwohner von Stahnsdorf und Dreilinden eine Buslinie als Ersatz geschaffen worden war. Auf Protest der Kirchen wurde aber 1954 der Verkehr wieder aufgenommen und offenbar West-Berlinern auch Passierscheine zum Friedhofsbesuch ausgestellt. Mit dem Mauerbau kehrte dann allerdings auch auf der Friedhofsbahn endgültig Grabesruhe ein. Auch hier tauchen immer mal wieder Pläne für eine Reaktivierung auf, unter anderem im Zusammenhang mit der Verlängerung der S 25 von Lichterfelde Süd nach Teltow Stadt im Jahr 2005 gab es Überlegungen, die Linie südlich um Teltow und Stahnsdorf herum zu verlängern und in einer Art südlichem Halbring dann über die Strecke der Friedhofsbahn nach Wannsee zu führen. HIerbei wurden alte PLanungen aufgegriffen, die noch auf das Dritte Riech zurückzuführen waren. Noch in den Schnellbahnplanungen des Kriegsjahres 1941 taucht genau diese RIngverbindung auf und es ist in sofern bemerkenswert, dass die vorgesehene und teilweise schon angearbeitete Trasse während der DDR-Zeit offenbar in den Flächennutzungsplänen erhalten blieb. Die eben erwähnte S-Bahn-Strecke aus dem Jahr 2005 nutzt einen Teil dieser vorgehaltenen Trassen.
    Ausser diesen gelegentlich auftauchenden Ideen hat sich bislang aber nichts wirklich substanzielles in Sachen Reaktivierung getan. Wie oben schon kurz erwähnt, kann man in Dreilinden neben den beiden stillgelegten Bahnstrecken, die sich hier unverknüpft kreuzten, auch noch eine stillgelegte Autobahn bewundern. Damit hat es folgende Bewandtnis: 1940/1941 wurde die bekannte AVUS ("Automobil-Verkehrs- und Übungsstrasse") bis zum neu entstandenen Berliner Autobahnring verlängert. Dabei verlief die neue Autobahn im Bereich Dreilinden parallel zur Stammbahn (eine Art frühe "Verkehrswegebündelung"), bevor sie diese dann südwestlich der Ortschaft unterquerte und weiter nach Süden führte. MIt Inkrafttreten des "Gorss-Berlin-Gesetzes" 1920 waren nicht alle Gemeinden im Südwesten Berlins, die vorher im "Zweckverband Gross Berlin" zusammengeschlossen waren, auch in das Stadtgebiet integriert worden. Neben Telwow und Stahnsdorf blieb auch Kleinmachnow, zu dem die Siedlung Dreilinden gehörte, selbständig und wurde nicht nach Berlin eingemeindet. Zu Berlin (nämlich zum neuen Stadtteil Wannsee) gehörte hingegen die auf dem anderen Ufer des Teltowkanals gelegene Gemarkung "Albrechts Teerofen". Dies führte dazu, dass die Autobahn vom RIng her kommend zunächst beim Teerofen Berliner Stadtgebiet erreichte, nach Querung des Teltowkanals dann aber wieder verliess, um erst kurz vor der Kreuzung mit der Bundesstrasse 1 (in der Nähe des Bf Wannsee) endgültig Berliner Stadtgebiet zu erreichen. Zum Zeitpunkt des Baus war dies kein Problem, Berlin hatte ja innerhalb des Reichs nicht mal den Status eines eigenen Landes, es wurde also "nur" eine Gemeindegrenze mehrfach geschnitten. MIt der Verfestigung der Besatzungszonen und dem Entstehen zweier deutscher Staaten inkl. eines besonderen Status von Berlin wurde es dann aber eines. Am Teerofen wurde südnlich des Teltowkanals auf West-Berliner Gebiet der Kontrollpukt "Dreilinden" (sic!) errichtet, der zugleich als alliierter "Checkpoint Bravo" diente (Alpha befand sich an der innerdeutschen Grenze, Charlie an der Friedrichstrasse sollte hinlänglich bekannt sein). Nach Passieren des Checkpoints fuhr man dann aber nochmals ein Stück durch die DDR, bis eben erst in Wannsee West-Berliner Gebiet erreicht wurde. Dies nahm die DDR zum Anlass, die Autobahn in diesem Bereich neu zu trassieren und auf die andere Seite des Teltowkanals zu verlegen. Statt nordöstlich führte sie nun südwestlich an Dreilinden vorbei, wo auf DDR-Seite der neue Kontrollpunkt Drewitz entstand. Der auf West-Berliner Seite gelegene Kontrollpunkt (zugleich allied Checkpoint Bravo) wurde in Richtung Wannsee verlegt - interessanterweise unter Beibehaltung des Namens Dreilinden - wobei er jetzt der namensgebenden SIedlung sogar fast näher lag als der erste Kontrollpunkt (eine Begründung für die etwas indefinit-inflatonäre Verwendung des Namens "Dreilinden" ist der Umstand, dass der Forst, in dem alle hier erwähnten Örtlichkeiten liegen, diesen Namen schon vorher führte - und zwar über alle späteren politischen GRenzen hinweg... Zurück zur alten Autobahn. Die blieb im Grenzbereich liegen und wurde nach 1990 wohl mehrfach für Filmaufnahmen genutzt (unter anderem soll wohl "Cobra-die Autobahnpolizei" (oder so ähnlich) dort gedreht worden sein.

    (Fortsetzung folgt)

  • (Fortsetzung)

    Wer einmal in Berlin ist und sich für EIsenbahn- (und Autobahn-)Archäologie interessiert, dem sei ein Ausflug nach Dreilinden unbedingt empfohlen. Ich habe die Zeit, als mein Sohn im "Sportkarren-Alter" war (sich also socker Pläne noch nicht recht erwehren konnte, andererseits aber regelmässig an die Luft musste), häufiger für Ausflüge dorthin genutzt - wobei die folgende SItuationsbeschreibung mittlerweile rund 15 Jahre alt ist - ich lege nicht die Hand dafür ins Feuer, dass noch alles so aussieht.

    Vom Bahnhof Wannsee kommend, kann man gut parallel zur Trasse der Friedhofsbahn durch den Forst laufen. Von der Friedhofsbahn sind noch die Brückenwiderlager an der Überführung über die Fernbahngleise südlich des Bahnhofs vorhanden, im Wald kann man den Bahndamm noch erkennen. Die Gleise wurden hier in den 1980er JAhren entfertn - vermutlich nach der Übertragung der Betriebsrechte anf der S-Bahn von der Reichsbahn an die West-Berliner BVG. Da die Reichsbahn in den Westsektoren ja nur Betriebsrechte ausübte, die Anlagen selber aber im Besitz der Verwaltung des ehemaligen Reichseisenbahnvermögens (VdER) lagen, blieben ungenutzte Bahnanlagen in den Westsektoren sonst grundsätzlich liegen - ausser, es Bestand seitens des Senats oder der Westalliierten ein Interesse an einer Veränderung - von Seiten der (DDR-)Reichsbahn suchte man hier den Kontakt eher nicht. Mitten im Wald liegt (oder lag) immer noch die nördliche Einfahrweiche des Bf Dreilinden einschliesslich eines Stücks Stromschiene. Diese befand sich bereits auf DDR-Gebiet, aber auf Westberliner Seite der Mauer, weshalb sie dort im Wald vor sich hinrotten konnte. Auf DDR-Seite wurden die Gleisanlagen nach dem Mauerbau rasch entfernt. In Dreilinden ist (war?) das Bahnhofsgebäude nebst der Treppe und zumindest eines Teils des Perrons noch vorhanden, das ganze Gelände war interessanterweise dem Design nach - in den 1990er Jahren mit Schildern "DB-Anlage" gekennzeichnet worden! Weiterhin ist die Brücke über den Teltowkanal noch vorhanden, im Bereich der neu trassierten Autobahn (heute A 115) wurde der Bahndamm aber abgetragen. Auch im Bereich des ehemaligen Enbahnhofs Stahnsdorf sind noch Rest der Bahnanlage erkennbar, südlich des Bahnhofs kann man die freigehaltene Bahntrasse für den "Ringschluss" nach Teltow in der Bebauung zumindest erahnen.
    Von der Stammbahn ist im Wesentlichen nur noch der Bahndamm erkennbar, wobei nebenan die alte Autobahntrasse verläuft. Vorhanden ist (war) ebenfalls noch die Brücke der Stammbahn und der Autobahn über die Friedhofsbahn. Läuft man auf dem Trassee der Stammbahn weiter in RIchtung Griebnitzsee (-Potsdam) kommt man an die Brücke der Stammbahn über die Autobahn. Hier lassen sich wieder Bauvorleistungen für die gigantischen Eisenbahn-Ausbaupläne in und um Berlin zur Zeit des Dritten Reichs erkennen. Die Brücke ist - an den Widerlagern erkennbar - für sechs Gleise ausgelegt worden, da zusätzlich zum vorhandenen Gleispaar je ein weiteres für den S-Bahn und den Gpterverkehr vorgesehen war! Weiter Richtung Griebnitzsee ist die Stammbahntrasse nach meier Erinnerung überwachsen und nicht begehbar, es fehlt dann ja auch die Brücke über den Teltowkanal. Die Autobahnbrücke über den Kanal ist hingegen noch vorhanden, genau wie Rest des alten West-Berliner Kontrollpunkts Dreilinden auf dem anderen Kanalufer. Von dort kann man über die Strasse "Albrechts Teerofen" weiter in RIchtung Griebnutzsee laufen oder auch fahren (z.B. geht das Ganze auch als Velo-Tour) und unterquert recht bald eine noch vorhandene Brücke der Stammbahn, die auch durch ein entsprechendes Hinweisschild gekennzeichnet ist. Unweit von hier befand sich übrigens die ehemalige West-Berliner Exklave Steinstücken. Von diesen Exklaven gab es mehrere, von denen aber nur Steinstücken auch bewohnt war. Nach labgen Verhandlungen wurde dann eine Transitstrasse gebaut, um die Siedlung an den Rest von West-Berlin anzuschliessen. Mitten durch den Ort verläuft übrigens die sog. "Wetzlarer Bahn", heute Teil der Strecke Berlin-Dessau-Bitterfeld. Hier fand immer Zugverkehr statt, zu Zeiten der Teilung wurde diese Strecke aber nur von Güterzügen genutzt, so dass die etwas heikle Führung durch einen Teil West-Berlins, bevor dann nochmals ein Stück DDR folgte, nicht so kritisch war. Personenzüge von der Wetzlarer Bahn (das waren i.d.R. alle Transitschnellzüge aus Richtung Frankfurt und Süddeutschland) wurden ab Beelitz über die so genannte Umgehungsbahn und Potsdam zum Kontrollpunkt Griebnitzsee geführt.

    So weit, so viel zur Geschichte von Dreilinden (bzw. den diversen "Dreilindens") und ihrer Verkehrsruninen. Wir reisen weiter. Gesucht war nun ein Ort, der die EInzahl des zweiten Namnesbestandteils in der Landessprache beinhaltet. Aus Linden wurde zunächst "Linde" und daraus das tschechische "Lipa". Der vordere Namensteil ist dann schnell gefunden: Tschechien heisst auf tschechisch "Cesko", das daraus abgeleitete Adjektiv in der zu "Lipa" passenden femininen Form "Ceska" und schon stehen wir in Ceska Lipa (zu deutsch: Böhmisch Leipa - die Linde hat man da nicht sauber übersetzt) in Nordböhmen und wollen vom dortigen Hauptbahnhof in die Hauptstadt Prag reisen. Am 7.1. (und auch an den meisten anderen Tagen) geht das am frühen Morgen mit dem Regionalzug 6001 nach Mlada Boleslaw (dt.:Jungbunzlau), einer Stadt, die durch die Skoda-Werke möglicherweise einen gewissen Bekanntheitsgrad hat. Unterwegs passiert man ein paar sehenswerte Burgen und Ruinen, nämlich Bezdez und Doksy. Ab Mlada Boleslaw bringt einen dann der Regionalzug 1139 weiter nach Prag. Glaubt man den Angaben des SBB-Online-Fahrplans könnte das glatt ein EW IV-Pendel sein, der Zug hat nämlich eine Familienzone ohne Spielplatz... . Bereits um 6:35 trifft man in de goldenen Stadt ein, zurzeit würde das fast noch reichen, um den Hradschin im Sonnenaufgang von der Karlsbrücke aus zu bewundern. Dabei natürlich nicht vergessen, die Zugnummernsumme zu berechnen - sie beträgt, wie oben schon richtig geschrieben, 7.140.

    Allen, die mitgereist sind (auch denen, die unterwegs "ausgestiegen" sind), danke ich für Eure
    Aufmerksamkeit und Eure Bemühungen.

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