• Genau, die Kritiker gemĂ€ss dem zitierten Wikipedia-Artikel sagen insbesondere, „die Task Force sei unterfinanziert und zu wenig unterstĂŒtzt worden und sollte ehrgeiziger sein“.

    Die sonstige Kritik betrifft drei Medienberichte, die von der Institution als nicht korrekt eingestuft wurden, nun aber wieder entfernt wurden. Sage und schreibe: DREI! Aus Hunderten.

    Auf der russischen Seite: tausende von Verbrechen und LĂŒgen. Aber wenn auf der anderen Seite mal ein Fehler passiert, uiuiuiuiui! Da sind die beide dann per sofort von gleich zweifelhaftem Ruf :/

    Genau so funktioniert die russische Desinformation: Zweifel sÀhen ist das Hauptziel. Die Bevölkerung im Westen soll allen Seiten genau gleich wenig trauen. Besteht dann grundsÀtzlicher Zweifel daran, was objektiv richtig oder unrecht ist, können die Despoten der Welt schalten und walten wie sie wollen. Ist ja eh alles Ansichtssache, inklusive internationales Recht und VertrÀge, Kriegsvölkerrecht, humanitÀres Recht und Menschenrechte und Grundfreiheiten

  • 1. Die von Dir verlinkte "Marina" wĂŒrde ich mal nicht als "einfache Dorfbewohnerin" bezeichnen. Zudem interpretiere ich die Interviews eher als BestĂ€tigung fĂŒr meine SIchtweise:

    Im ersten Interview sagt sie und ihr Kollege recht freimĂŒtig etwas ĂŒber staatliche Überwachung. Das zweite Interview interpretiere ich - auch in Verbindung mit den Bildern - eher dahingehend, dass sie gegen ihre Überzeugung DInge sagt, von denen sie glaubt, dass man die von ihr hören will. Zudem spricht die sich im ersten Interview gegen Grenzen aus. Somit in meiner INterpretation sicher niemand, der der Sowjetunion hinterher trauert, sondern eher eine vom russischen Überwachungsapparat eingeschĂŒchterte BĂŒrgerin mit eher liberalen Ansichten. Die ĂŒberzieht ihre Kommentare zur Ukraine derart, dass es doch schon fast offensichtlich ist, was sie eigentlich meint. Bedenke bitte, dass die BĂŒrger:innen autoritĂ€rer und totalitĂ€rer Regimes eines zur Perfekt beherrsch(t)en: EInen Code, mit dem man etwas anderes ausdrĂŒckt als das, was man sagt. Wenn Du mir also eine intellektuelle UnterschĂ€tzung der einfachen Dorfbewohner unterstellen wolltest, wĂŒrde ich anhand dieses Beispiels sagen: Volltreffer. In der Sache Ă€ndert es allerdings auch nichts, weil diese Leute mundtot gemacht werden. Ich glaube eher, wenn die könnte, wĂŒrde sie sich einer freiheitlicheren westlicheren Sichtweise auf die DInge anschliessen.

    2. Woher nimmst Du die Erkenntnis, dass ich Herrn Putin nach seiner KGB-Sozialisation eine Weiterentwicklung abspreche. Ich glaube rĂŒckblickend einfach nicht mehr dran. Letztlich werden wir aber nie erfahren. ob sein Verhalten als junger PrĂ€sident "Tarnen und TĂ€uschen" war (zu der Annahme neige ich mittlerweile und finde von daher die Bezeichnung "Tschekist") oder ob dieser arme weltoffene aufstrebende Mensch vom arroganten Westen so schwer enttĂ€uscht wurde, dass er leider die Ukraine ĂŒberfallen musste, wie sie im "Team Schröder" glauben. Schaut man sich ein paar VorgĂ€nge im Zusammenhang mit der "PrĂ€sident-Werdung" von Putin an (Attentat auf den Wohnblock in Moskau, zweiter Tschetschenienkrieg) könnte man die durchaus als starke Indizien fĂŒr die erste Theorie sehen (der ich auch anhĂ€nge).

    3. Ich habe dort meine Sichtweise dargestellt und die ist nicht unbedingt immer deckungsgleich mit der des "Westens". Mit dem stĂ€ndig wiederholten Heranziehen des Jugoslawien-Vergleichs versuchst Du m.E. die RIchtigkeit einer Parteinahme fĂŒr das hier ĂŒberfallene Land in Zweifel zu ziehen. Das mag Deine Ansicht sein, meine ist es nicht. Wenn heute ein westlicher Staat unter Bruch des Völkerrechts einen anderen ĂŒberfallen wĂŒrde, wĂŒrde ich das im Übrigen genau so sehen.

    Und natĂŒrlich: in der Politik und im internationalen Recht kann man (fast) alles mit (fast) allem begrĂŒnden - das macht es ja auch wieder so spannend. Nur kann sich deshalb jeder da seine eigene Meinung bilden (und sich manchmal spĂ€ter vom Gegenteil ĂŒberzeugen lassen). In diesem Fall wird Dir das nicht gelingen, also sollten wir es doch dabei belassen. Aber unterstelle mir bitte keine KĂŒchenĂŒsychologie, nur weil ich eine vielleicht etwas vereinfachend-konfrontative Bezeichnung fĂŒr den PrĂ€sidenten der russischen Föderation gewĂ€hlt habe (mir fielen da noch ganz andere ein, aber die sind nicht fĂŒr die Öffentlichkeit).

  • FortyCS:

    Die sonstige Kritik betrifft drei Medienberichte, die von der Institution als nicht korrekt eingestuft wurden, nun aber wieder entfernt wurden. Sage und schreibe: DREI! Aus Hunderten.

    Wie gross die Gesamtzahl ist, habe ich nicht nachgezĂ€hlt. Dass Veröffentlichungen zurĂŒckgenommen werden mĂŒssen, ist schon ein eher ausserordentlicher Vorgang. Wurde die QualitĂ€t der ĂŒbrigen BeitrĂ€ge mal systematisch ausgewertet? Ich weiss es nicht.

    Auf der russischen Seite: tausende von Verbrechen und LĂŒgen. Aber wenn auf der anderen Seite mal ein Fehler passiert, uiuiuiuiui! Da sind die beide dann per sofort von gleich zweifelhaftem Ruf :/

    Was soll jetzt dieser Vergleich? Ist das wirklich der Massstab, den du an 'unsere' Berichterstattung anlegen willst?

    Genau so funktioniert die russische Desinformation: Zweifel sÀhen ist das Hauptziel. Die Bevölkerung im Westen soll allen Seiten genau gleich wenig trauen.

    So funktioniert nicht nur russische oder andere Desinformation, sondern auf AufklĂ€rung: Keine Information soll von Zweifel und von genauerer ÜberprĂŒfung ausgenommen sein. Und nein, deswegen wird noch lange nicht alles Ansichtssache.

  • 2. Woher nimmst Du die Erkenntnis, dass ich Herrn Putin nach seiner KGB-Sozialisation eine Weiterentwicklung abspreche. Ich glaube rĂŒckblickend einfach nicht mehr dran.

    Die Antwort aus der Frage in Satz 1 wird sogleich mit Satz 2 nachgeliefert (und ergibt sich auch aus dem Gesamtzusammenhang deiner AusfĂŒhrungen).

    Ich wĂŒrde demgegenĂŒber zu einer EinschĂ€tzung neigen, die fĂŒr alles offen bleibt und nichts ausschliesst - weder das Beste noch das Schlimmstmögliche. (Ich habe ja nicht fĂŒr eine vollstĂ€ndige Selbstentwaffnung der Nato plĂ€diert.)

    Jetzt zu Marina: Deine Interpretation ihrer Aussagen scheint mir doch einigermassen gewagt und einfach daraufhin angelegt, dein eigenes Weltbild zu bestĂ€tigen. Ich weiss schon, dass mit der Möglichkeit, dass die Leute das Gegenteil von dem meinen, was sie sagen, unter solchen Bedingungen jederzeit zu rechnen ist. Marinas Aussagen kommen bei mir einfach, von der Art her, wie sie es sagt, anders rĂŒber. Ich nehme da eine EmotionalitĂ€t wahr, die kaum vorgespielt sein dĂŒrfte. Ausserdem - und das solltest du mir jetzt bitte nicht als Zustimmung auslegen, auch wenn es dir missfallen mag: Ich halte die von ihr vorgetragene Weltsicht fĂŒr letztlich doch irgendwie kohĂ€rent. Sicher ist sie von der russischen Propaganda geprĂ€gt, aber ich sehe sie dabei nicht als willenloses Opfer derselben. Ihr Beispiel scheint mir (neben anderen) sehr schön zu zeigen, dass man die RealitĂ€t halt mit Fug und Recht ganz unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren kann. Was die letztlich radikale Zuspitzung ihrer Aussagen in Sachen Krieg betrifft: Da bin ich ganz beim ratlos wirkenden Christoph Franzen, der sich die Sache auf wohltuende Weise nicht einfach macht.

  • Genau so lĂ€uft Desinformation: Die Diskussion auf Kleinklein, Details und Einzelaussagen leiten und diese als umstritten darstellen, damit vom grossen Ganzen ablenken und schon hat man wieder dem Relativieren und Verharmlosen Vorschub geleistet.

  • Nein, du machst es dir zu einfach. Um im grossen Ganzen zu einer fundierten Meinung zu kommen, braucht es immer wieder akribische Kleinarbeit, die auch scheinbar Gesichertes immer wieder in Zweifel zieht. Das hat nichts mit Relativieren und Verharmlosen zu tun.

  • Gesichertes ist ohne gute GrĂŒnde und vor allem ohne handfeste Argumente oder Beweise ganz bestimmt nicht in Zweifel zu ziehen. Sonst diskutieren wir plötzlich wieder mit Verschwörungtheoretikern ĂŒber Chemtrails und mit Klimaleugnern ĂŒber die grundlegendsten physikalischen ZusammenhĂ€nge. Das ist Zeitverschwendung und von den Protagonisten durchaus so gewollt.

  • Du bist dir aber schon im Klaren, dass du mit einer solchen Haltung Wissenschaft, wie wir sie bisher definiert haben, gleich vergessen kannst?

    Wissenschaftliche Theorien haben nichts mit fischen im TrĂŒben zu tun. Sie verfĂŒgen ĂŒber eine solide Daten- oder Erkenntnisbasis und dienen nicht zur (politischen) Meinungsbildung.

  • Vielleicht hilft in diesem Zusammenhang die Erkenntnis weiter, dass zur Beurteilung aktueller Konflikte, insbes. dann, wenn sie wie dieser kriegerisch sind und mindestens eine Konfliktpartei massiv Informationen verfĂ€lscht und frisiert - und dies zumindest nach meiner Ansicht schon seit Jahrzehnten so betreibt - "Wissenschaft" nur bedingt weiterhilft. Sicher kann man seine Meinung durch kritischen Konsum diverser Quellen versuchen, weitestmöglich zu objektivieren. Als Rezipient bleibt man dabei aber naturgemĂ€ss mehr oder minder in der eigenen "Meinungsblase" gefangen. FĂŒr den weiteren Diskurs wĂ€re es von daher m.E. förderlich, abweichende Meinungen als solche zu akzeptieren und sich auf sachliche Gegenargumente zu beschrĂ€nken - dies stets im Bewusstsein, dass man sich da auch nur auf nach eigener Ansicht mehr oder weniger gesicherte Fakten beschrĂ€nken kann. Die (gesicherten) liegen im konkreten Fall nun mal so, dass Land A mit einer seit 1945 in Europa nicht mehr da gewesenen MilitĂ€rstĂ€rke in Land B einmarschiert ist.

    M.E. ist dies zur groben Einordnung und Bewertung dieses Konflikts ausreichend, wer das anders sieht, soll es bitte tun. Um es in der Parallele zu verdeutlichen: im Herbst 1939 gab es vermutlich auch ausserhalb des Deutschen Reichs Menschen, die irgendwie VerstĂ€ndnis fĂŒr das Vorgehen der deutschen Wehrmacht hatten. Schliesslich war die deutsche Minderheit im Polen der 1930er Jahre diversen Repressionen ausgeaetzt gewesen.

    Das, was dann folgte und eine dezidierte wissenschaftliche Auseinandersetzung Jahrzehnte spÀter haben die Sicht der Allgemeinheit auf die VorgÀnge im SpÀtsommer/ Herbst 1939 dann deutlich verschoben.

    Von daher sollten diejenigen vin uns, die dann noch können, diese Diskussion auf Basis wissenschaftlich gesicherter Fakten - so es sie denn dann geben sollte - in 30-50 Jahren wieder aufnehmen. Bis dahin werden wir wohl mit einer stark subjektiven PrĂ€gung leben mĂŒssen.

  • Ne nee Leute, solches Rumeiern ist völlig unnötig, und es muss hier auch niemand im TrĂŒben fischen.

    Es wurde vorhin auch auf das Beispiel der Querdenker und Klimaleugner verwiesen. Zumindest Letztere bieten sich als schönes Beispiel dafĂŒr an, wie wissenschaftliches Argumentieren in den aktuellen politischen Diskurs eingebracht werden kann (oder könnte). Etwas vereinfachend gesagt ist es momentan ja so, dass Herr Knutti und seine Kollegen behaupten, es sei wissenschaftlich zweifelsfrei erwiesen, dass der Klimawandel a) existiert und b) vom Menschen bzw. der Industrialisierung verursacht wird. Dann gibt es ein paar Aussenseiter, die das anzweifeln, und eine erstaunlich breite Masse, die Letzteren mehr Glauben schenkt als Ersteren. Der Punkt scheint mir, wie gesagt in starker Vereinfachung, Folgender zu sein: Die Mainstream-Leute sind tatsĂ€chlich auch nicht ganz so ehrlich, wie idealerweise zu wĂŒnschen wĂ€re. Dabei bin ich mir nicht ganz sicher, ob die 'ganze Wahrheit' dem Publikum wirklich so beigebracht werden könnte, dass dieses sie auch versteht. Ich selber durfte vier Semester lang zwei Wochenstunden Statistikunterricht geniessen, habe mich anfĂ€nglich auch redlich mit dem Stoff abgemĂŒht und dabei irgendwann wohl das Konzept 'Signifikanztest' zumindest in den GrundzĂŒgen einigermassen verstanden. Und ich hoffe nach wie vor, dieses nun so einfach zusammenfassen zu können, dass es auch fĂŒr Nichtakademiker verstĂ€ndlich ist. Das wĂŒrde dann etwa so lauten: TatsĂ€chlich können wir aus den vorliegenden Messreihen nicht zweifelsfrei ableiten, ob die beobachteten Temperaturschwankungen natĂŒrlicher Art sind oder nicht. Die Statistik hat aber Methoden entwickelt, mit denen wir abschĂ€tzen können, wie gross das Risiko eines Irrtums ist, wenn wir sagen, sie seien es nicht (d.h. menschgemacht). So können wir heute davon ausgehen, dass das Risiko, mit der Aussage, der Klimawandel sei nicht natĂŒrlich, sondern von den Menschen gemacht, unter fĂŒnf Prozent liegt (möglicherweise sogar unter einem Prozent, das weiss ich jetzt nicht so genau). Fazit: Einen Rest von Zweifel gibt es sehr wohl, und den sollte man nicht verleugnen, aber er ist fĂŒr die aktuellen klimapolitischen Entscheidungsfindungen nicht wirklich relevant. Wenn man das so verstanden hat, dass man es auch Anderen, die nicht völlig auf den Kopf gefallen sind, erklĂ€ren kann, braucht man vor der rasanten Vermehrung von Querdenkern u.Ă€. nicht in Panik zu verfallen.

    Um es in der Parallele zu verdeutlichen: im Herbst 1939 gab es vermutlich auch ausserhalb des Deutschen Reichs Menschen, die irgendwie VerstĂ€ndnis fĂŒr das Vorgehen der deutschen Wehrmacht hatten. Schliesslich war die deutsche Minderheit im Polen der 1930er Jahre diversen Repressionen ausgeaetzt gewesen.

    Das, was dann folgte und eine dezidierte wissemschaftliche Auseinandersetzung Jahrzehnte spÀter haben die Sicht der Allgemeinheit auf die VorgÀnge im SpÀtsommer/ Herbst 1939 dann deutlich verschoben.

    Ich weiss nicht, wie das bei dir war, aber ich habe noch ErzĂ€hlungen aus erster Hand mitgekriegt, von Leuten, die das direkt miterlebt hatten und aus einer Distanz von lediglich ca. 20 Jahrennoch ziemlich taufrisch in Erinnerung hatten. Ja, auch ausserhalb des Reichs gab es Menschen, die nicht nur irgendwie VerstĂ€ndnis hatten, sondern klar auf der Seite der Nazis standen und dies auch unverhohlen zum Ausdruck brachten. (Wie an anderer Stelle erwĂ€hnt, ist nach wie vor ein ICN nach einem dieser Leute benannt.) Was ich mir nicht so ganz sicher bin, ist, wie gross die Zahl jener war, die zwar vom Auftreten des FĂŒhrers und seiner SteigbĂŒgelhalter angewidert waren, aber dennoch an der Demokratie mehr oder weniger heimlich zweifelten und mehr oder weniger bereit gewesen wĂ€ren, zu akzeptieren, dass die anfĂ€nglichen Triumphe der AchsenmĂ€chte Zeichen fĂŒr das Anbrechen eines neuen Zeitalters waren. Und ich frage mich auch, wie die weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung wohl verlaufen wĂ€re, wenn Hitler den Krieg gewonnen hĂ€tte (wofĂŒr möglicherweise weniger fehlte, als wir uns bewusst sind).

    Die (gesicherten) liegen im konkreten Fall nun mal so, dass Land A mit einer seit 1945 in Europa nicht mehr da gewesenen MilitÀrstÀrke in Land B einmarschiert ist.

    M.E. ist dies zur groben Einordnung und Bewertung dieses Konflikts ausreichend, wer das anders sieht, soll es bitte tun.

    Dieser Aufforderung kann ich natĂŒrlich nicht widerstehen. Teil 1 deiner Aussage, dass Land A in Land B einmarschiert ist, kann man als nicht weiter zu diskutierendes Faktum stehen lassen. Bei Teil 2 wird es schon schwieriger, denn es ist ebenfalls ein Faktum, dass es seit 1945 in Europa auch andere Manifestationen militĂ€rischer StĂ€rke gab, die z.T. auch ohne direkte Gewaltandwendung durchaus ihre Ziele zu erreichen vermochten. Wir können auch einige weitere Fakten aufzĂ€hlen, die kaum ernsthaft anzuzweifeln sein sollten:

    - Die MachtverhĂ€ltnisse waren in Europa zwischen 1945 und 1989 relativ klar und stabil durch die Abmachungen von Jalta, welche den Kontinent in zwei EinflusssphĂ€ren der SupermĂ€chte USA und UdSSR teilten. Die damit verbundenen (vöklerrechtswidrigen) EinschrĂ€nkungen der SouverĂ€nitĂ€t der europĂ€ischen Staaten wurde mehr oder weniger zĂ€hneknirschend hingenommen. (So war etwa eine militĂ€rische UnterstĂŒtzung der VolksaufstĂ€nde in der DDR, in Ungarn, der Tschechoslowakei oder Polen nie eine ernsthafte Option des Westens, und auch der eigentlich von der kommunistischen Ideologie geforderte Export der Revolution in den Rest der Welt blieb zumindest in Europa toter Buchstabe.)

    - Ab 1989 geriet diese Ordnung ins Wanken, und die Grenze zwischen den beiden EinflusssphÀren wurde in mehreren Schritten immer weiter nach Osten verschoben.

    - Spannend wird es nun bei der Frage, ob man die Ereignisse in Kiev vom Februar 2014 als weiteren Schritt dieser Entwicklung betrachten oder ob wir sie rein aus einer innenpolitischen Gemengelage erklĂ€ren sollen. Auch hierzu gibt es eine Reihe von kaum bestreitbaren Fakten, die sich zu einer ziemlich erdrĂŒckenden Indizienlast fĂŒr eine Einflussnahme westlicher KrĂ€fte summieren. (GemĂ€ss meinem hobbylombardischen Kontrahenten haben wir das schon gefĂŒhlt siebenmal durchgekaut; spĂ€testens beim zwanzigsten Durchgang wird er sich der Macht des Faktischen ergeben mĂŒssen ...)

    Bis dahin werden wir wohl mit einer stark subjektiven PrĂ€gung leben mĂŒssen.

  • Wird er nicht. Von den Fakten her haben wir da mutmasslich beide irgendwie etwas Recht. Und damit sind wir beim Gewichten. Ist einfach die Frage, ob man den "Maidan" mehr als Konflikt zwischen - vereinfacht gesagt - Demokratie und Diktatur interpretiert oder als West-Ost-Machtgerangel alter PrĂ€gung. Ich persönlich gewichte Ersteres stĂ€rker, ohne das andre vollstĂ€ndig ausschliessen zu wollen. FĂŒr die Bewertung der Ereignisse, die sich heute zum zweiten Mal jĂ€hren, ist die Gewichtung m.E. ĂŒbrigens eher nebensĂ€chlich, wobei wir eben auch das unterschiedlich bewerten: Ich sage, in dieser Form ist der 24.2.22 in Europa seit 1945 ein ein-/ erstmaliges Ereignis, Du relativierst. Beide Haltungen sind m.E. meinungsgetrieben. Vo daher können wir es gerne noch 20 mal aufgiessen (der Rest der Forengemeinde möge das Popcorn bereitlegen), mich wirst Du von Deiner "Macht des Faktischen" nicht ĂŒberzeugen....

  • Etwas vereinfachend gesagt ist es momentan ja so, dass Herr Knutti und seine Kollegen behaupten, es sei wissenschaftlich zweifelsfrei erwiesen, dass der Klimawandel a) existiert und b) vom Menschen bzw. der Industrialisierung verursacht wird. Dann gibt es ein paar Aussenseiter, die das anzweifeln, und eine erstaunlich breite Masse, die Letzteren mehr Glauben schenkt als Ersteren.

    Die Kommentarepalten bei Blick, 20min, etc. entspricht aber kaum der Breiten Masse. DAS sind meistens die Aussenseiter!

    Pointierte Antworten wie immer..

  • Ich erlebe es halt in meinem Bekanntenkreis bei Leuten, von denen ich es ursprĂŒnglich niemals erwartet hĂ€tte. Auf politischer Ebene haben wir den Zulauf zu SVP bzw. AfD, der zwar keine Mehrheit erreicht, aber dennoch nicht einfach mit einer kleinen Randbemerkung abgetan werden kann.

  • Dabei bin ich mir nicht ganz sicher, ob die 'ganze Wahrheit' dem Publikum wirklich so beigebracht werden könnte, dass dieses sie auch versteht. Ich selber durfte vier Semester lang zwei Wochenstunden Statistikunterricht geniessen, habe mich anfĂ€nglich auch redlich mit dem Stoff abgemĂŒht und dabei irgendwann wohl das Konzept 'Signifikanztest' zumindest in den GrundzĂŒgen einigermassen verstanden. Und ich hoffe nach wie vor, dieses nun so einfach zusammenfassen zu können, dass es auch fĂŒr Nichtakademiker verstĂ€ndlich ist. Das wĂŒrde dann etwa so lauten: TatsĂ€chlich können wir aus den vorliegenden Messreihen nicht zweifelsfrei ableiten, ob die beobachteten Temperaturschwankungen natĂŒrlicher Art sind oder nicht. Die Statistik hat aber Methoden entwickelt, mit denen wir abschĂ€tzen können, wie gross das Risiko eines Irrtums ist, wenn wir sagen, sie seien es nicht (d.h. menschgemacht). So können wir heute davon ausgehen, dass das Risiko, mit der Aussage, der Klimawandel sei nicht natĂŒrlich, sondern von den Menschen gemacht, unter fĂŒnf Prozent liegt (möglicherweise sogar unter einem Prozent, das weiss ich jetzt nicht so genau). Fazit: Einen Rest von Zweifel gibt es sehr wohl, und den sollte man nicht verleugnen, aber er ist fĂŒr die aktuellen klimapolitischen Entscheidungsfindungen nicht wirklich relevant.

    Und somit sind wir bereits beim Problem angelangt. Es gibt nĂ€mlich wissenschaftlich gesehen genau keinen Zweifel am menschengemachten Klimawandel. Nicht den geringsten. Null. Hunderte wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht bewiesen und können es aus zahlreichen GrĂŒnden auch nie sein, Gravitation z.B. Es gibt keine belastbare Theorie, welche den menschengemachten Klimawandel widerlegen wĂŒrde. Solche Theorien gelten als gesichert. Es ist ohnehin stossend, dass jede Behauptung inzwischen widerlegt werden muss, die Behauptung selbst jedoch auch ohne jegliche Faktenbasis akzeptiert werden soll.

    Wenn hundert Menschen zum Fenster in den Regen rausschauen und 99 sagen „es regnet“ und einer sagt „es regnet nicht“ ist es halt nicht so, dass eine 1%ige Wahrscheinlichkeit besteht, dass es nicht regnet. Es besteht die 100%ige Gewissheit, dass einer falsch liegt.

    Klimawandel an sich ist physikalisch gesehen „einfach“. Die physikalischen Grundlagen waren auch lange vor den zur BestĂ€tigung notwendigen Messmethoden, welche die Vermutungen bestĂ€tigt haben, etabliert.

    Jetzt haben wir nach den Taliban auch die Christofaschisten in den USA und andernorts an der Backe, welche das Volk lieber dumm statt gebildet halten möchten und damit den Verschwörungstheoretikern Auftrieb verleihen. Sonst kĂ€me manchereiner noch auf die Idee, dass ihr imaginĂ€rer Freund vielleicht gar nicht existiert und daher ihre “moralische Und somit sind wir bereits beim Problem angelangt. Es gibt nĂ€mlich wissenschaftlich gesehen genau keinen Zweifel am menschengemachten Klimawandel. Nicht den geringsten. Null. Hunderte wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht bewiesen und können es aus zahlreichen GrĂŒnden auch nie sein, Gravitation z.B. Es gibt keine belastbare Theorie, welche den menschengemachten Klimawandel widerlegen wĂŒrde. Solche Theorien gelten als gesichert. Es ist ohnehin stossend, dass jede Behauptung inzwischen widerlegt werden muss, die Behauptung selbst jedoch auch ohne jegliche Faktenbasis akzeptiert werden soll.

    Klimawandel hingegen ist physikalisch gesehen „einfach“. Die physikalischen Grundlagen waren auch lange vor den zur BestĂ€tigung notwendigen Messmethoden, welche die Vermutungen bestĂ€tigt haben, etabliert.

    Jetzt haben wir nach den Taliban auch die Christofaschisten in den USA und andernorts an der Backe, welche das Volk lieber dumm statt gebildet halten möchten und damit den Verschwörungstheoretikern Auftrieb berleihen. Sonst kĂ€me manchereiner noch auf die Idee, dass ihr imaginĂ€rer Freund vielleicht gar nicht existiert
“ anderen nicht aufgezwungen werden können.

    Das grundsÀtzliche Prinzip ist immer dasselbe. Zweifel sÀhen wo es faktisch gesehen keinen gibt undnwarten bis einer darauf reinfÀllt.

  • Das Problem bei der ganzen Klimawandelthematik ist, dass einfach immer noch viel zu oft, auch medial, Wetter mit Klima verwechselt wird und andersrum. Die ZusammenhĂ€nge einfach verstĂ€ndlich zu vermitteln, ist tatsĂ€chlich eine gewisse Herausforderung, weil es halt nicht nur Regen und Sonnenschein gibt.

    Je lĂ€nger man aber immer wieder nur die Massnahmen zum Abbremsen des Klimawandels in den Vordergrund stellt und somit viele Menschen durch höhere Kosten erzĂŒrnt (Kosten die nicht immer zwangslĂ€ufig auch wirklich zielfĂŒhrend sind, aber das ist ein anderes Thema...), so wird man kein VerstĂ€ndnis erreichen können, sondern lediglich Gegenwehr, weil "die da oben" einem nur an den Geldbeutel wollen.

    Dabei wĂ€re es im Grundsatz gar nicht zo kompliziert zu erklĂ€ren was Stauwetterlagen sind und wie sie entstehen. Wenn solches grundsĂ€tzliches Klimawissen vermittelt werden wĂŒrde, statt Panik zu schieben, so wĂŒrde vielleicht irgendwann ein breites VerstĂ€ndnis entstehen, dass es nicht verkehrt ist das Ganze abbremsen zu wollen, auch wenn es im dĂŒmmsten Fall nichts - oder nichts mehr - bringt. Verlieren kann man dabei an und fĂŒr sich nicht, maximal etwas gewinnen.

    Schlussendlich hat das aber mit dem eigentlichen Thema hier jetzt nicht mehr ganz so viel zu tun. Wir haben fĂŒr die Klimathematik bei Bedarf einen anderen Thread. ;)

    That said: Anstatt sich gegenseitig stetig vorzuhalten man liege in seinen Ansichten falsch, wÀre etwas gegenseitiges VerstÀndnis vielleicht manchmal auch nicht schlecht, damit man auf argumentativer Ebene Meinungen austauschen kann. Oft gibt es eben tatsÀchlich kein Richtig oder Falsch, ganz unabhÀngig davon ob man denn nun auf der "richtigen" oder "falschen" Seite steht, weil es die beiden Letzteren oft effektiv gar nicht gibt.

  • Wir befinden uns im Unterforum 'Stammtisch'. Ein gewisses Abschweifen vom Thema kann hier vielleicht schon hingenommen werden. Falls nicht, kann man diesen Seitenfaden von mir aus gern auch in einen passenderen Thread verschieben; ich ĂŒberlasse das der Moderation. Aber einige Anmerkungen zur Erkenntnistheorie in Sachen Klimawandel mĂŒssen jetzt einfach schon noch sein. Ich gelobe feierlich, mich danach (wenn auch die Popcornreserven vielleicht wieder aufgefĂŒllt worden sind) nochmal den haarscharf am Ziel vorbeischiessenden ErwĂ€gungen des ins Eisenbahnwesen abgedrifteten Historikers mit Hobby 'KantonsgrĂŒndungen in der SĂŒdostschweiz' zuzuwenden - alles zu seiner Zeit.

    Und somit sind wir bereits beim Problem angelangt. Es gibt nÀmlich wissenschaftlich gesehen genau keinen Zweifel am menschengemachten Klimawandel. Nicht den geringsten. Null.

    Ich fĂŒrchte, dass das eben doch nicht ganz so einfach ist.

    Hunderte wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht bewiesen und können es aus zahlreichen GrĂŒnden auch nie sein, Gravitation z.B.

    Das dĂŒnkt mich ein Beispiel, das uns hier nicht weiterfĂŒhrt. Bist du sicher, dass es ĂŒberhaupt irgendwelcher wissenschaftlicher Anstrengungen bedarf, um das PhĂ€nomen der Gravitation zu beschreiben? Ich meine, in der alltĂ€glichen, in der NĂ€he der ErdoberflĂ€che beobachtbaren Form. Gewiss, bei der ErklĂ€rung dieses PhĂ€nomens oder bei der Vorhersage, wie es sich unter nicht alltĂ€glichen Bedingungen verhĂ€lt, kommt dann schon Wissenschaft ins Spiel.

    Beim Klimawandel haben wir aber eine völlig andere Ausgangslage: Die Frage, ob es ihn gibt, lÀsst sich ohne Wissenschaft nicht beantworten. Und damit kommen auch die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnismöglichkeiten zwangslÀufig ins Spiel.

    Wenn hundert Menschen zum Fenster in den Regen rausschauen und 99 sagen „es regnet“ und einer sagt „es regnet nicht“ ist es halt nicht so, dass eine 1%ige Wahrscheinlichkeit besteht, dass es nicht regnet. Es besteht die 100%ige Gewissheit, dass einer falsch liegt.

    Mit Verlaub, da irrst du dich. Es stimmt zwar, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es in diesem Fall nicht regnet, nicht 1 % betrĂ€gt. Wenn alle im gleichen Moment zum gleichen Fenster rausschauen wĂŒrden, was in Wirklichkeit aber gar nicht möglich ist, dann wĂŒrde zwar Gewissheit bestehen, dass mindestens einer falsch liegt. Aber wir wĂŒssten dann immer noch nicht, welcher oder welche.

    Klimawandel an sich ist physikalisch gesehen „einfach“. Die physikalischen Grundlagen waren auch lange vor den zur BestĂ€tigung notwendigen Messmethoden, welche die Vermutungen bestĂ€tigt haben, etabliert.

    Moment mal, da bringst du zwei Sachen durcheinander. Der physikalische Mechanismus des Treibhauseffekts ist schon lange bekannt, das stimmt, und er ist relativ einfach. Heute wissen wir, dass die physikalischen Prozesse in der AtmosphĂ€re sehr viel komplizierter sind. Das bringt die Klimaforscher(innen) in die unangenehme Situation, ihre Theorien laufend nachbessern zu mĂŒssen, was bezĂŒtlich ihrer wissenschaftlichen GlaubwĂŒrdigkeit tatsĂ€chlich nicht ganz problemlos ist.

    Und ja, die Messungen haben "es" bestĂ€tigt - aber was nun genau? Das genau zu definieren erweist sich bei nĂ€herem Hinsehen als schwieriger als du wohl denkst. (Ich wiederhole aber sicherheitshalber nochmal, dass die vernĂŒnftigerweise zu erteilenden Handlungsempfehlungen trotzdem eindeutig sind.)

    Letztes Jahr gab es ja einen Wirbel um Aussagen von Reinhold Messner, die missverstanden wurden (und ein StĂŒck weit auch missverstĂ€nlich formuliert waren). Wenn man ihm genau zuhört, muss man ihm aber m.E. schon ein StĂŒck weit recht geben.

  • Ich erlebe es halt in meinem Bekanntenkreis bei Leuten, von denen ich es ursprĂŒnglich niemals erwartet hĂ€tte. Auf politischer Ebene haben wir den Zulauf zu SVP bzw. AfD, der zwar keine Mehrheit erreicht, aber dennoch nicht einfach mit einer kleinen Randbemerkung abgetan werden kann.

    Ich denke, das ist ein Punkt, in dem wir mal einig gehen (wobei ich natĂŒrlich gespannt auf die Auflösung des "haarscharfen Vorbeischusses" warte....;)). DIe Frage ist, warum ist das so? Vor allem, weil ja vermutlich ein nicht kleiner Teil derer, die sich derartigen Parteien zuwenden (und das ist ja leider Gottes beileibe kein rein deutsches oder Schweizer PhĂ€nomen) vom politischen Programm dieser Parteien nichts bis wenig zu erwarten haben - was uns zum nĂ€chsten PhĂ€nomen bringt (dass es solchen Parteien, wenn sie einmal an der Macht sind - siehe Ungarn - tatsĂ€chlich auch erfolgreich gelingt, das eigene Land inkl. der EU auszunehmen wie eine Weihnachtsgans und trotzdem bei höchsten Zustimmungswerten auf andere zu zeigen, die "Schuld" sind; im Fall Orbans ja regelmĂ€ssig BrĂŒssel, George Soros und das Finanzjudentum).

    Ich denke, die GrĂŒnde sind vielschichtig - hier ein paar AuszĂŒge meiner Theorien dazu:

    - Sicher eine Rolle spielt, dass Aussen- und Weltpolitik in den letzten rund dreissig Jahren - zumindest aus europĂ€ischer Sicht - an KomplexitĂ€t klar zugenommen hat. In der Zeit des Kalten Kriegs gab es zwei Lager, deren GegensĂ€tze den sonstigen politischen Diskurs zumeist ĂŒberlagerten und die zur Not auch als "Totschlagargument" in politischen Auseinandersetzungen dienten. Im Zweifelsfall hiess es dann eben "dann geh doch nach DrĂŒben" oder "Moskau einfach!".

    - Ebenfalls dĂŒrfte eine Rolle die Auflösung gesellschaftlicher und politischer Millieus spielen, die die politische Willensbildung (zumindest in Deutschland) ĂŒberlagerten: Da wĂ€hlte man halt SPD, weil "man Arbeiter" war oder CDU, weil man "irgendwie Unternehmer" war und fĂŒr ZahnĂ€rzte und Makler gab es noch die FDP. Heute wird die politische Zugehörigkeit viel weniger durch den gesellschaftlichen Status definiert, was die politische Meinungsbildung deutlich erschwert - was ja grundsĂ€tzlich erst mal positiv ist, weil es tendenziell eine vertiefte Auseinandersetzung mit diesen Themen auslösen mĂŒsste. Offenbar sitzt aber genau dort der Fehler im System, weil immer mehr Menschen an dieser Stelle offenbar die "einfache Lösung" bevorzugen und die bieten nun mal die Populisten an - aktuell halt primĂ€r die von rechts.

    - Leider leisten die etablierten Parteien dann auch noch ihren Beitrag dazu, sei es, dass sie den Parolen der Rechtspopulisten hinterher eilen und diese zu kopieren versuchen, wie in Deutschland die CDU und FDP (und teilweise auch die Parteien des eher linken Spektrums) oder hierzulande die FDP mit ihrem teilweise schon schwer ertrĂ€glichen Anbiederungskurs (wobei ich mich höten mchte, SVP und AfD in einen Topf zu werfen, auch wenn die Blocher-SVP vielfach "Blaupause" fĂŒr diverse rechtspopulistische Parteien in Europa war, wĂŒrde ich ihr ein deutlich anderes VerhĂ€ltnis zu Staat und Gesellschaft unterstellen als der AfD - oder auch der ÖVP).

    - HInzu kommt, dass es Parteien des demokratischen Spektrums zumindest in Deutschland immer weniger gelingt, mit Regierungspolitik zu ĂŒberzeugen. Das war in den letzten Jahren der so genannten "Grossen Koalition" schon so, mit der "Ampel" ist es nicht besser geworden. Offenbar ist da jeder/m einzelnen "das Hemd immer noch nĂ€her als der Rock" oder die Gefahr von rechts immer noch nicht gross genug (was ich persönlich anders sehe) - aussenpolitisch lĂ€sst sich das auf den weiterhin zögerlichen Umgang mit dem schon erwĂ€hnten tschekistischen Herrn vom Roten Platz ĂŒbertragen (ich empfehle ĂŒbrigens in diesem Zusammenhang die Titelgeschichte des Spiegels, in der ich diverse BestĂ€tigungen fĂŒr weiter oben genannte Argumente oder Theorien meinerseits gefunden zu haben meine - aber darum wirds ja vielleicht spĂ€ter noch gehen - who knows....;)).

    - Ich werde auch den Eindruck nicht los, dass durch verĂ€nderte Gewohnheiten beim Medienkonsum heute komplexitĂ€tsreduzierte Sachverhalte deutlich höher im Kurs stehen als frĂŒher. Wer setzt sich denn noch mit differenzierten journalistischen oder gar wissenschaftlichen Analysen auseinander, die mehr als 500 Zeichen haben, wenn man das Ganze online so schön einfach in drei Bulletpunkten haben kann - so, wie man es von der Powerpoint-Folie gewĂ€hnt ist.

    - UnterstĂŒtzt wird dieser Punkt zumindest in Deutschland dadurch, dass ich den Eindruck habe, dass in diesem Land und seiner Gesellschaft (sofern man davon noch sprechen kann, ich nehme die inzwischen als scher erodierend wahr....) Bildung kein wirklicher gesellschaftlicher Wert mehr ist. Zum Beweis möge man sich die Sendefolge der diversen privaten Fernsehsender anschauen: Das ist in der Regel "Brot und Spiele" auf unterstem Niveau, der Zuschauer kann sich wahlweise an der Blödheit irgendwelcher "Reality-TV-Protagonist:innen" ergötzen oder daran, dass Menschen, deren IQ mutmasslich den einer Hutablage nur minim ĂŒbersteigt ("Die Geissens") trotzdem "so richtig Kohle" gemacht haben. Die AufzĂ€hlung liesse sich beliebig fortsetzen. Die Schweiz nehme ich hier immer noch wohltuend anders war - oder um den Vergleich eines sehr guten Freundes hier mal ins Spiel zu bringen "Wenn Du von der Schweiz nach Deutschland fĂ€hrst, ist es ein bisschen so, wie wenn Du beim Fernsehen von "Arte" auf "RTL 2" wechselst.

    Edit: Einen Punkt habe ich vergessen: Sicher spielt auch das auch nach meinem VerstĂ€ndnis teilweise in der Vergangenheit tendenziell ĂŒbergriffige Verhalten, insbesondere von Vertreter:innen des "grĂŒnbĂŒrgerlichen Lagers" eine nicht unerhebliche Rolle. Auch ich selber ertappte mich beim "Veggie Day" bei der Assoziation zum "Eintopfsonntag" aus dem Nationalsozialismus. Und das ist nur ein Beispiel. Vielfach werden oder wurden (ich habe den Eindruck, dass die IntensitĂ€t da stark abgenommen hat) grundsĂ€tzlich richtige Dinge in einer dogmatischen Überhöhung vorgetragen, die mutmasslich bei vielen - insbes. dann, wenn sie sich nicht dezidiert damit auseinandersetzen wollten - zu Trotzreaktionen fĂŒhren mussten.

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