Politik: National- und Ständeratswahlen 2007

  • In zwei Wochen sind ja bereits wieder die Wahlen für den National- und Ständerat der Schweiz. Ich hoffe mal, damit nicht irgendwelche Diskussionen unnötig anzuheizen - siehe Die "grüne" SD (?). Trotzdem wärs doch mal was, über die verschiedenen Programme der Parteien zu diskutieren, gegebenenfalls gibts ja in einigen Gebieten wahltechnische Überraschungen.

    Ein gutes Mittel zur Findung der passenden Partei (oder jedenfalls der passenden Personen) ist Smartvote, diese Smartspider-Grafiken über Haltung in verschiedenen Fragestellungen sind in letzter Zeit bei diversen Zeitungen zu finden.

    Ich mach mal den Anfang:

    Allgemein interessiere ich mich doch relativ stark für Politik, besonders für die Erzeugnisse des Kantonsparlaments. Leider oder vielleicht sogar zum Glück habe ich meine Meinung so gebildet, dass keine Partei wirklich zu mir passt. Die SP ist mir in diversen Gebieten zu sozial, die SVP zu konservativ. Die Mitteparteien haben meiner Meinung nach zu wenig Gesicht um mich überzeugen zu können. So sieht auch das Smartvote-Ergebnis aus: Fast aus jeder Partei ist irgendjemand unter den Top 26, die ich auf die Liste setzen könnte.

    Doch gerade nach den heutigen Ausschreitungen in der Stadt Bern hat sich doch noch ein wenig was geändert an meiner Liste. Besonders die Ansichten einiger Trotzköpfe und verkappten Weltverbesserer auf Kosten des öffentlichen Lebens lösen bei mir immer wieder energisches Kopfschütteln aus.

    Damit wäre wohl mal ein Anfang gemacht. Ich bin gespannt auf andere Ansichten. Falls das Thema unangebracht sein sollte, bitte einfach verschieben oder löschen.

  • Meine Einstellung hat sich auch mit dem heutigen Tag nicht verändert. Mein "Law-and-Order Peak" war schon vorher recht gross.

    Anbei meine SmartSpider (erzeugt bei smartvote.ch), welche mir nach wie vor die grösste Übereinstimmung mit der SP und dann mit den Grünen bescheert, gefolgt von der EVP (fällt bei mir wegen Religions-Allergie aus dem Rennen), dann das Zentrum, weiter die Männerpartei (interessant ;) ) und die Jungfreisinnigen. Über 70% Übereinstimmung schaffen aber nur die ersten beiden Gruppierungen.

    BLS-Bern: Wie sieht es denn aus, wenn du nach Parteien analysierst, nicht nach Personen (bei der Proporzwahl wählst du primär mal Parteien).

    Die heutigen Ereignisse in Bern kann man nicht den Grünen anlasten. Das sind Leute, die relativ apolitisch sind, einfach auf Krawall aus. Zudem undemokratisch und die Gesellschaft (also die allermeisten von uns) ablehnend. Wie soll man so jemanden integireren, der gar nicht integriert werden will? :negativ Ich persönlich verfolge eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Leuten, die sich an gar nichts halten wollen. Und ich hoffe, dass das jetzt dann auch bei den letzten Weltverbesserern (Gruss an Herrn Daniele Jenni, der wird ganz sicher von der Liste gestrichen) langsam ankommt.

  • Da im Kanton Waadt die Parteivielfalt und die Listenvielfalt sehr begrenzt ist (viel mehr als die Bundesratsparteien und die Grünen mit je einer Liste hat es da nicht im Angebot), werde ich wohl irgend ein Gemisch zwischen Grün und SP wählen.

    Mir ist die Umwelt und der öV recht wichtig, weil ich auf den öV angewiesen bin, sonst würde ich eventuell etwas mehr rechts wählen.

  • Ich denke, die SVP-Gegener haben mit ihrer Aktion heute sehr contraproduktiv gehandelt... Aber es ist heute - wieder einmal mehr - ums Zerstören gegangen als um den Inhalt dieser Veranstaltung/Kundgebung. Für mich wäre es schon lange klar, was ich mit solchen Leuten machen würde: Arbetislager im tiefen Sibirien, dort könnten sie ihre Energie freien lauf lassen!

    Mir geht es auch so, dass ich mich keiner Partei zuordne, da keine 100% meinen Vorstellungen entspricht. Einzwängen lassen in ein System (Partei) will ich mich nicht.

    Hier mein Spiderman-Smartspider-Netz :D:

  • Dany: Ich hab jetzt mal kurz nachgeschaut, was bei mir die Listenabfrage ergibt. Mit einer Übereinstimmung von 60.1% ist es die SP, JUSO und Gewerkschaften - Männer, die oben steht. Allerdings hat die am wenigsten übereinstimmende Partei (Liste Radicale Romande) immer noch 50%. Auf den weiteren Podestplätzen steht die IG Gesundheit, danach die SP-Frauen. Auf Platz 4 kommt das Grüne Bündnis mit Herrn Jenni (!). Wie das gehen soll, frage ich mich immer noch, aber die anderen auf der Liste werdens wohl rausreissen. Die erste SVP ist auf Platz 18 von 23, nämlich die Jungen. Tja, so ist das.

    Bei meiner Gewinnerliste ist es aber so, dass deren Smartspider für mich viel zu sehr zwischen 8 und 12 Uhr ausschlägt. Hier mal auch noch meine Smartspider-Grafik.

    Für mich ist es aber weiterhin wichtig, dass man sich auch in Bern noch auf die Strassen trauen kann (in der Nacht wäre es natürlich auch so), aber da sehe ich momentan zu viel gegenläufige Kräfte. Für mich ist deshalb klar, dass gerade die Kreise um das Grüne Bündnis und auch die Berner JA! nicht gestärkt werden sollten. Das kann man natürlich mit den Nationalratswahlen nur sehr beschränkt steuern, soviel ist mir auch klar. Trotzdem halte ich es einfach nicht für richtig, wenn man Betteln explizit erlauben will oder andere mögliche Beeinträchtiungen für das subjektive Sicherheitsempfinden einfach so bestärken oder salonfähig machen will. Nein, ich bin nicht für einen Big Brother-Staat, aber zumindest mir machen Tage wie heute Sorgen...

    Edit: Ebenso kann ich mich nicht mit den Parteien mit E oder C am Beginn anfreunden. Religion und Politik vertragen sich meines Erachtens nur schlecht. Die Anschauungen von diesen Leuten sind für mich unverständlich und hinterwäldlerisch.

  • Hallo !

    Ich hab seit einer Stunde eine ziemliche Wut im Bauch ... Als ich von den Vandalen in Bern hörte, kam es mir wieder in Sinn, dass ich am Freitag auf "ticinonline" gelesen hatte, dass die lieben Herren vom besetzten Molino in Lugano zu einer Gegendemo nach Bern aufgerufen haben. Wenn man die schwerbeschäftigten Herren kennt, weiss was drauskommt. Und in der Tagesschau hat man die Erfolgsergebnisse sehen können.

    So, nun versuche ich meinen Sarkasmuss zu bremsen.

    Ich interessiere mich nicht sooo sehr für Politik. Ich wurde zwar vor 7 Jahren angefragt, ob ich auf die CVP Liste für den Gemeinderat wolle. Damals hab ich zugesagt. Als ich etwas hinter die Kulissen gesehen habe, wurde mir die ganze Heuchlerei zu wieder, und ich hab gemerkt. dass das nicht meine Welt ist. Meine Stimmensuche war gleich 0, So wurde ich (zu meiner Freude) letzer.

    Meine Ideen sind eher in der Mitte angesiedelt, mit Schlenkern nach links und rechts. Je nach Situation. Ich finde die Schweizer Politik recht gut. Etwas langsam, aber langanhaltend. Eine gewisse Ruhe in der Mitte finde ich gut, und solche aufmüpfigen Querschläger wie Herr Blocher finde ich auch gut, um die Anderen etwas aufzurütteln. OK, das was ich die letzten Wochen gehört habe, ist eher Kindergarten.

    Wen und was ich genau wählen werde, weiss ich noch nicht so genau. Im Tessin ist es eh ein wenig komplizert: die Mitteparteien schauen ihren (Familien)Geschäften (Masoni & Co. lässt grüssen), und bei der Lega hat es auch nicht die richtigen Leute ... die SVP bringt hier nicht viel auf die Reihe (im Gegensatz zur Deutschschweiz)... somit rätzle ich weiter.

    Ich hoffe, dass in der CH weiterhin eine offene Meinungsfreiheit regiert, allerdings mit gegenseitigen Respekt. Diejenigen die diese Werte mit den Füssen treten, wie Heute, haben, meiner Meinung nach, kein Tränengas, sondern Stahlknüppel verdient ... aber dann würde es wieder heissen "böse Pilizei" ... Die damen in dem grossen Milchkrug und die Herren von Bell, haben sicher noch eine andere Meinung

    Das die Herren vom Budesplatz nicht bei den Grünen anzusiedeln sind, denke ich auch. Vielleicht nicht mal bei der SP. In ihrem Herzen schlägt eher Che Guevara, und im Hirn sind die Dämpfe der letzten Joints noch nicht verzogen ... Vom Rechsstat halten sie nichts, besonders wenn das allmonatliche Sozialhilfegeld nicht pünktlich eintrifft. Ich kannte ein paar dieser Herrschaften von meinen früheren Besuchen in "Casa Cinzia" in Bellinzona. Mit ihnen musikzumachen war schön, ihre "Ideen" konnte ich nie verstehen.

    ciao Maurizio
    in dem es immer noch brodelt ... :whiteflag:

    EDIT:
    Hab den Smartvote-test auch mal schnell gemacht.
    Bei mir kommt als erstes (64.2%)"generazione giovani" raus, von denen ich noch nie was gehört habe, ups ... 2te ist die CVP, Platz 3) Lega ... Platz 4 Associazione Radicale per l'Ambiente ALRA, Platz 5) SVP, Platz 6) partito umanista, Platz 7) FDP. Die Linken/Grünen sind bei mir erst auf den Plätzen 8,9 & 10 (bei ca.52% Übereinstimmung)

    Tessiner Bahnen in 1:87

    Einmal editiert, zuletzt von mapo (6. Oktober 2007 21:21)

  • Gemäss dem Schnelltest bin ich wohl GLP Wähler, was ich auch gemacht habe ;)

    Interessanterweise ist sogar die AP drauf, obwohl ich die Partei hinter der SVP und SD habe....

    Ich glaube hier ist was faul im Staate Dänemark, erm Schweiz.

  • Es gab heute in Bern mindestens drei Aktionen im Zusammenhang mit der SVP-Demo.

    Zunächst fiel am Ende der unteren Altstadt eine Sitzblockade der Gasse aus mehrheitlich unvermummten, alternativ wirkenden Personen auf. Macht einen relativ friedlichen Eindruck, wurde aber nach mehreren Aufforderungen polizeilich geräumt. Ich persönlich empfinde es als undemokratisch, eine bewilligte Demo zu verhindern zu versuchen. Das Recht auf Meinungsäusserung ist unantastbar. Anders wäre es, wenn die gesamte Bevölkerung der Stadt Bern beschlossen hätte, heute dort einkaufen zu gehen. Die SVP-Demo hätte dann zwar stattgefunden, wäre aber nicht weiter in der Menschenmasse aufgefallen ;)
    Diese Menschen sind in der Regel weder gewalttätig noch gefährlich (einfach in dem Fall mühsam).

    Dann gab es etwas weiter oben Menschen mit Transparenten, welche die Gassen säumten. Sie wollten die Demo nicht behindern, aber kommentieren. So stellt man sich das eigentlich vor. Wenn alle den anderen respektieren, passiert gar nichts, alle drücken ihre Meinung aus.

    Schliesslich gab es den schwarzen Block, dessen politische Motive und Ziele sich mir nicht erschliessen mögen. Vermutlich einfach Zerstörungswut aus purer Langeweile. Falls sich die POS-Sprayer tatsächlich auch darunter befinden sollten, würde das eigentlich noch so ins Bild passen. Was man mit denen anfangen soll weiss ich ehrlich gesagt nicht. Die leben irgendwie auf einem anderen Planeten als der Rest von uns, scheint mir. Vielleicht finanzieren wir noch deren Lebensunterhalt, und dann hat es sich mit den Schnittstellen. Warum diese Leute immer noch frei rumlaufen ist mir ein Rätsel. Man hätte durch die Zündung einer Bombe auf dem Bundesplatz einen ägnlichen Effekt erzielen können. Allerdings wird man dann nicht mehr freigelassen.

    Ich hoffe nicht, dass sich dies allzu stark in das Wahlverhalten einfliessen wird. Aber das werden die nächsten beiden Wochen zeigen. Wenn es relevant wird, könnte es der SVP über 30% bescheeren. Wäre Law&Order mein einziges politisches Thema, würde ich dies vielleicht sogar noch begrüssen. Mir sind nun aber halt mal Umweltthemen, soziale Sicherheit (und damit meine ich nicht für den schwarzen Block, sondern für den Büezer und den Angestellten und die alleinerziehende Mutter) und eine funktionierende Gesellschaft mit einem funktionierenden Staat wichtiger.

    Wer immer noch glaubt, dass Wirtschaft wichtiger ist als Gesundheit, kann ja mal versuchen sein Geld zu zählen, während er die Luft anhält. - Eckart von Hirschhausen, Juli 2021

  • Ich habe fast das Gefühl, dass dieses Smartvote für Bern nur auf die EVP kommt. Aber wie bei Dany, kommt auch diese Partei für mich nicht in Frage. Und auch die SVP ist mir schlicht und einfach zu radikal. Bleibt mir einmal nichts anderes übrig, als mich für eine der beiden Parteien in der Mitte zu entscheiden.

  • Dank all der vielen Kandidaten und deren gleichlautenden Versprechungen habe ich auch mal so einen Spder ausgefüllt.

    Grundsätzlich war mein Wahlverhalten in den letzten Jahren eher Mitte-links geprägt. SVP, SD und so Zeugs ist für mich nicht wählbar. Deren konservative Werte passen nicht zu mir. Für mich ist die Schweiz nur überlebensfähig, wenn sie sich nicht gegenüber Europa abschottet (was jetzt nicht heisst, dass ich bedingungslos für einen EU-Beitritt bin...). Deren Ansichten zu Umweltschutz, Stärkung des ÖV und Finanzen (Steuern, AHV, Subventionierung von Bevölkerungsgruppen...) decken sich auch nicht mit meinen Meinungen.
    Von den Mitte-Parteien CVP und FDP ist für mich die CVP von deren Wahlprogramm her recht sympathisch. Das C ist nicht mehr ganz so tragisch wie das E bei der EVP (die für mich nicht wählbar ist). Die FDP dagegen hat mit ihrem Händchen halten bei der SVP ihre Gunst der Stunde verloren.
    Von den linken Parteien sind zwar die Grünen oder die SP durchaus wählbar, jedoch bin ich auch nicht immer einer Meinung mit denen. Obwohl ich beispielsweise nicht ein extreme Militärfan bin, kommt für mich eine Abschaffung des Militärs nicht in Frage, da mir dadurch viel zu viele Arbeitsplätze vernichtet werden (nicht nur Militär direkt, sondern auch in der Privatwirtschaft). Meine EWinstellung dazu kommt halt vieleicht auch davon, dass ich in einere Garnisonsstadt (Thun) aufgewachsen bin un momentan auch in der Rüstungsindustrie arbeite. Auch im sozialen Bereich bin ich teilweise auf einer etwas härteren Linie als die Linken. Kinderkrippen und all so Zeugs sind schon gut, jedoch bin ich der Meinung, dass es sowas bei intakten Familien nicht braucht, da bei intakten Familien nicht beide Elternteile arbeiten müssen. Ein Elternteil gehört nach Hause und hat sich um die Erziehung der Kinder zu kümmern -> würde in meinen Augen auch einige Probleme mit herumhängenden Jugendlichen lösen. Welcher Elternteil das ist, ist eigentlich egal. Es darf ruhig auch der Vater sein!

    Item, ich habe dann auch mal so einen Spder erstellt. Obwohl das Resultat von den vertretenen Parteien in etwa mit meinen Vorstellungen deckt, war ich dann doch etwas überrascht, wie weit links ich eigentlich stehe. Als Listenverbindung wurde bei mir die "SP, JUSO und Gewerkschaften - Männer / PS, JS et Syndicats - Hommes" herausgespuckt.

    An Kandidaten in den ersten 26:

    • 17 SP (16 SP / 1 JUSO)
    • 3 CVP
    • 3 Grüne (2 Grüne / 1 JGrüner)
    • 3 FDP (2 FDP / 1 JF)

    Der Spider ist angehängt.

    Gewählt habe ich dann mehrheitlich den Empfehlungen nach, jedoch sind die ersten 10 bei mir doppelt auf der Liste geführt und von den hinteren 16 habe ich dann Rosinenpickerei (obwohl in den Top 26 ist mir die SP Frau Evi Allemann ein zu naives Girl und wird daher von mir nicht unterstützt) geführt, welche teilweise mit einigen bisherigen von noch weiter hinten ergänzt wurden. Einzelne Personen habe ich auch aus Überzeugung gewählt (den SP Mann Lumengo beispielsweise).
    Bei der Listenverbindung dagegen wurde bei mir entgegen der Wahlempfehlung eine andere Partei gestärkt.

  • Meine SmartvoteSpidern passt wohl nicht so ganz zum hier mehrheitlich vorherrschenden Trend.... Meine schlägt nämlich teilweise in ganz andere Richtungen aus - zwischen 10.30 + 1.30 Uhr gibts nicht gerade viel Übereinstimmung. Immherin bestätigt sich der Umweltschutz mit meiner Bahnfreundlichen Einstellung ;)

    Nur eine geschlossene Barriere ist eine gute Barriere!

  • @ THURBO-Sam: Damit du nicht so allein bist =) ...mein Spider sieht ebenfalls SEHR anders aus als z.B. der von huerz. Allerdings möchte ich mich vorbeugend vom Verdacht befreien, Sympathien für die Zottelpartei zu haben !

    Mit Vernunft reagieren die meisten erst, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind.
    (Willy Ritschard, Zitat im ICN 500 017-9)

  • Bevor das BFS zum Beicht-Forum mutiert: Es muss sich niemand für seine politische Einstellung entschuldigen oder rechtfertigen; egal, ob man eher "links" oder "rechts" eingestellt ist. Obwohl ich von dieser eindimensionalen Skala wenig halte, da die Einstellung zu einzelnen Sachfragen - wie sie bei Smartvote im Vordergrund stehen, immer wichtiger wird.
    Die Schweiz ist in ihrer Geschichte meist sehr gut gefahren, indem Kompromisslösungen zwischen den einzelnen Gruppierungen angestrebt wurden. Dadurch kam es selten zu grossen, visionären Würfen, aber doch zu stetigem positivem Wandel. Begünstigt wurde diese Entwicklung zweifellos durch unser politisches System mit mehreren grossen Parteien (und damit Meinungen und Interessen), den grosszügig eingeräumten Volksrechten, der Kleinräumigkeit der Schweiz und die Tradition der Verständigung und "Friedensabkommen", die Wirtschaft, Politik und Verbände/IG/Gewerkschaften miteinander verflechten.
    In den letzten Jahren hat sich das leider verändert, insbesondere durch den Aufstieg der SVP Blocher'scher Prägung. Dies hat das politische Klima massiv verändert und auch dazugeführt, dass auch der linke Block und die wirtschaftsliberalen Kräfte sich zunehmend radikalisierten. Nun beharren alle auf ihren Maximalforderungen, was dem Land nur schädlich sein kann.
    Das Resultat ist nun deutlich zu sehen: Statt eindeutiger politischer Inhalte geht es im Wahlkampf nur noch um Klamauk.

    Ich selber habe auch smart gevotet und ich habe nun eine Liste mit Zürcher Exponenten von JUSO und jungen Grünen, SP und Grünen sowie CSP. Das erstaunt mich, da auch bei mir der Law&Order-Peak ausgeprägt ist und ich mich eher in der umweltschutzorientierten Mitte sehe.
    Ich werde mich aber nicht exakt ans Smartvote halten, da für mich noch andere Dinge zählen, wie etwa die Persönlichkeit der Kandidaten oder der Auftritt der Partei allgemein.
    So finde ich es ausserordentlich schade, dass z.B. die SP zu wenig auf junge, begabte Köpfe setzt und wieder mit den gleichen Personen antritt. Auch bei den anderen grossen Parteien ist das so in Zürich, ausgenommen die SVP. Hier ist die 30jährige Natalie Rickli auf Platz 2 (ob sie auch gewählt oder eher gestrichen wird, wird sich zeigen). Das finde ich sehr mutlos. Ich fände es besser, wenn Junge auf der Hauptliste gefördert werden als auf einer separaten Liste.
    Bei den Ständeratswahlen liegt mir zwar Daniel Vischer von seinen Einstellungen her näher, aber ich habe in äusserst unsympathisch erlebt, so dass ich Kathy Ricklin wählen werde, die ich persönlich kennenlernen durfte. Auch darum, weil ich von "ungeteilten Standesstimmen" und Machtballung eines Blocks nicht viel halte. Auch CVP-Mann Markus Arnold bekommt eine kumulierte Stimme, weil er gezeigt hat, dass man als eingeständig politisierende Mitte-Partei erfolgreich sein kann und er Sachpolitik in den Vordergrund gestellt hat. Ebenso hat er sich deutlich von der Zürcher SVP distanziert und im Kantonsrat tragfähige Kompromisse gesucht. Das zählt für mich auch.

    Unbestritten erinnern die Kommentarspalten von Websites zuweilen an digitale Obdachlosenheime, wo sich Verhaltensauffällige gerne versammeln. Rainer Stadler, NZZ vom 8. Mai 2012.

    Einmal editiert, zuletzt von Martin S. (7. Oktober 2007 17:29)

  • @ Martin S.: Schönes Votum, dankeschön ! Über das mit dem "stetigen positiven Wandel" könnten wir wohl noch länger diskutieren...

    Richtig - niemand braucht sich für ihre / seine politische Einstellung zu entschuldigen. Es könnte allerdings sein, dass sich einige Leute in 1-2 Generationen fragen lassen müssen, wie sie "diese" Partei nur wählen konnten. Vor allem EIN aktuelles Plakat erinnert mich doch sehr an den deutschen Wahlkampf von 1932 und ich warte eigentlich gespannt darauf, wie lange es noch gehen wird, bis jemand medienwirksam Kinderköpfe tätschelt... :umschau

    Die Smartvote-Umfrage finde ich interessant. Trotzdem überraschte es mich, dass mir mit 61% genau die Liste vorgeschlagen wurde, die ich schon eingelegt habe.

    Bei meiner ersten Wahl vor 32 Jahren legte ich (als Protest gegen meinen Vater) die unveränderte Liste der Revolutionären marxistischen Liga ein. Wie sich die Zeiten doch ändern...! :-)))

    Mit Vernunft reagieren die meisten erst, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind.
    (Willy Ritschard, Zitat im ICN 500 017-9)

  • Zitat

    Original von statiönchen
    Bei meiner ersten Wahl vor 32 Jahren legte ich (als Protest gegen meinen Vater) die unveränderte Liste der Revolutionären marxistischen Liga ein. Wie sich die Zeiten doch ändern...! :-)))

    Vielen Dank, dass du dieses amüsante Detail mit uns teilst. Hat mir den ersten herzhaften Schmunzler des Tagers bereitet ;)

    @beatjoos: Gibt es eine Partei, bei der es auf allen Achsen des Smartvote stark ausschlägt, wie es dies bei dir bis auf eine tut? Was bedeutet es, wenn es auf allen Achsen stark ausschlägt? Das heisst wohl, dass man in allen Bereichen Bedarf für Veränderung sieht.
    Und: Irgendwie kennt man die Leute im Forum aufgrund ihrer Beiträge doch relativ gut, gerade bei dir beat habe ich eine solche Grafik eigentlich erwartet.

    P.S.: Es soll sich ja niemand denke, er dürfe sein Profil hier nicht online stellen, weil es nicht zum BFS-Image passt. Jeder muss selber wissen, ob er (und natürlich auch sie!) so viel von sich im Forum preisgeben will. Diskussionen über Profile oder Weltanschauungen führen wir jetzt und hier nicht, weil sonst der Fluss dieses Threads ganz sicher unterbrochen würde ;)

    Wer immer noch glaubt, dass Wirtschaft wichtiger ist als Gesundheit, kann ja mal versuchen sein Geld zu zählen, während er die Luft anhält. - Eckart von Hirschhausen, Juli 2021

  • Es hängt auch davon ab, in welchem Umfeld man beruflich tätig ist. Dies wird die Abstimmung auch zu einem gewissen Teil beinflussen.

    https://www.reisezuege.ch

    Das Portal für Schweizer Reisezugskompositionen.

    Fehlerhafte Kompositionen werden korrigiert, wenn diese gemeldet werden. Meldungen über fehlerhafte Kompositionen können im folgenden Thread platziert werden Reisezuege.ch

  • Zitat

    Original von Kusi
    Es hängt auch davon ab, in welchem Umfeld man beruflich tätig ist.


    Wie recht du hast. Meine politisches Denken wurde vorallem in den letzten 3 Jahren von meiner Arbeit sehr geprägt.

    Es ist halt einfach so, das man 42 Stunden die Woche am Arbeitsplatz ist und dadurch extrem viele Eindrücke mitkriegt, wie wohl an keinem anderen Ort.

    Nur eine geschlossene Barriere ist eine gute Barriere!

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