2023-08-10: Entgleisung Güterzug im Gotthard Basistunnel GBT

  • Im 10vor10 auf SRF1 soll dazu ein Beitrag kommen:

    Ursache der Zugentgleisung - Unfall im Gotthardtunnel: Welche Rolle spielte die Weiche? - News - SRF

    Was die ständigen Spekulationen bringen sollen - ausser einer Bühne für "Bahnexperten" - erschliesst sich mir nicht ganz. Die SUST wird bestimmt informieren sobald gesicherte Kenntnisse vorliegen.

    Ich kenne beide Experten, die sich hier äusserten. An mangelnder Kompetenz liegt es sicher nicht, falls ihre Äusserungen nicht zutreffend oder zu spekulativ sein sollten. Leider sieht man in den gezeigten Ausschnitten jetzt halt nicht, ob und weshalb jetzt nur die Aussagen zum Szenario "Weiche wurde durch den entgleisten Zug umgestellt" in den Beitrag kamen. Ich weiss halt nicht, ob diese beiden Experten schon etwas wissen, was weder bereits allgemein bekannt ist oder als gesichert gilt.

    Ich kenne mich etwas weniger gut mit Weichen aus als die beiden. Ich kann mir daher schon auch ein Szenario vorstellen, in welcher der entgleiste Wagen die in Fahrrichtung rechte Schiene derart zerstört, dass diverse Achsen nach rechts entgleisen. Wenn die Wagen weit genug aus der Gleisachse nach rechts wandern werden die in Fahrrichtung linken Räder rechts von der abliegenden Weichenzunge in die Weiche fahren und daher durch diese nach rechts in den Spurwechsel abgelenkt. Das für diese Befahrung falsch stehende (also eigentlich eben richtig stehende) Herzstück kann dem dann auch nichts mehr entgegensetzen und wird übersprungen oder zerstört.

    Eine Weiche kann noch so gut konstruiert sein und über sehr hohe Festhaltekräfte für die beweglichen Teile verfügen. Wenn durch entgleist darübergezogene Fahrzeuge diese Dinge zerstört werden, dann ändert sich auch das Verhalten der Weiche in diesem Aspekten irgendwann. Das könnte dann eine beträchtliche Dynamik entwickeln. Und wenn schon das zur Weiche führende Gleis eher eine Monorail war, gilt wohl das selbe.

    Ich denke es wird noch lange dauern, bis man wirklich alles angeschaut und analysiert hat aufgrund der Komplexität der Vorgänge. Vielleicht wird man auch nie abschliessend sicher sagen können, welcher Mechanismus am Ende wirklich dazu geführt hat, dass gerade eine ganze Wagengruppe den falschen Weg genommen hat.

    Wer immer noch glaubt, dass Wirtschaft wichtiger ist als Gesundheit, kann ja mal versuchen sein Geld zu zählen, während er die Luft anhält. - Eckart von Hirschhausen, Juli 2021

  • Ich habe alle Achtung an der Kompetenz und den Verdiensten der beiden Experten, aber auf den bislang veröffentlichen Bildern sehe ich keine Wagen, welche auf beiden Schienen stehend Richtung Ablenkung gefahren sind.

    Die Furchen auf dem Bankett zwischen den Weichenschenkeln der W386 lassen doch eher vermuten, dass einige Wagen ab dem entgleisten Drehgestell auf das Bankett aufgestiegen sind, an der rechten Kante hängen blieben und anschl. in den rechten "Graben" gefallen sind, wo sie dann bis im Tor im Verbindungstunnel aber zum Teil auch noch in der Kaverne zum Stillstand gekommen sind.

    Für einen entgleisten Zug ist der Effekte von diesem Bankett wahrscheinlich sogar so gewollt, damit er möglichst nicht "halbrechts" in die Wand knallt. Entweder "weiter gerade aus" oder sonst "ganz rechts".

    Der Aussage, dass das 100t schwere Tor im Verbindungstunnel eine eigentlich gar nicht vorgesehene Aufgabe dank dem Gewicht recht gut erfüllt hat, kann man schon eher zustimmen.

  • Und weil der komplette Tessiner Fahrplan, abgesehen von den IC von Bellinzona nach Lugano (und nur in diese Richtung), natürlich nach Konzept "mit GBT" funktioniert, ist es für alle alpenquerenden Verbindungen einfach 1 h mehr, die gebraucht wird (wenn man grundsätzlich von mindestens einem Stundentakt ausgeht, was auch nicht überall gegeben ist). Dass man den Fahrplan nicht einfach so schnell wieder auf vor-GBT-Zeiten oder auf sonst etwas umstellen kann, was zu den aktuellen IC-Zeiten passt, ist klar.

    Warum können eigentlich die Gotthard-IC "krumm zum Fahrplan" nach Lugano fahren, zurück aber nicht? Die Fahrt nordwärts ist ja relativ langsam, weil hinter dem Traverso hergefahren werden muss. Könnte man nicht in Lugano einfach später abfahren?

    Ich nehme auch mal stark an, dass man, weil man jetzt mehr Wendezeit in Lugano hat, direkt zurückfährt, statt nach Melide zum Pause machen. Ist das richtig so? So könnte man sich immerhin einen Zug sparen.

  • Jonistan Das Verkehren vor der Taktzeit Richtung Lugano hat den Vorteil, dass man die Komposition welche normalerweise etwa eine halbe Stunde in Melide stand nun in Lugano wenden kann und der Lokalverkehr Bellinzona-Lugano ist vernachlässigbar bzw. es gibt genug Alternativen.

    Richtung Norden hat man mit späterem Verkehren keine Vorteile, denn die Anschlüsse in Lugano und Bellinzona sind gegeben. Man kann höchstens etwas flexibler auf Verspätungen vom RE aus Mailand reagieren. Operativ kann es vorkommen, dass der IC den IR im Raum Altdorf-Flüelen überholt, dies hat aber kaum Vorteile.

  • Von Bellinzona nach Lugano fährt vor allem zwei Minuten hinter dem IC/EC die S10, das dürfte für den Lokalverkehr reichen.

    Nordwärts hätte man mit späterem Verkehren den Vorteil, dass immerhin die Verbindungen aus Bellinzona und Lugano ein bisschen weniger lang sind, vielleicht schafft man es in Lugano dann mit einem Bus später oder so (für eine FLP später wird es nicht reichen). Macht man es nicht, weil da andere Züge kommen (gibt ja auch noch Güterverkehr) oder hat das andere Gründe?

    Mit der Überholung bei Altdorf oder Flüelen wird man wohl gar nichts gewinnen, weil man in Arth-Goldau sowieso wieder diesen IR abwarten muss.

  • Operativ kann es vorkommen, dass der IC den IR im Raum Altdorf-Flüelen überholt, dies hat aber kaum Vorteile.

    Dies habe ich am letzten Mi erlebt. Der Treno Gottardo wurde beim Halt in Flüelen vom IC, einem EW IV-Pendel, rechts überholt und musste dann noch etwas nachschleichen. Der IC stand dann in Arth Goldau und hat den Anschluss nach Zürich planmässig gemacht. Was das Manöver gebracht hat entzieht sich meiner Kenntnis......

    Georg

  • Die Wendezeit reicht schon heute um eine Komposition zu sparen, mehr kann man nicht sparen.

    Von Bellinzona nach Lugano ist es deutlich einfacher eine zusätzliche/alternative Trasse zu finden als umgekehrt, vor allem im Raum Vezia und Giubiasco.

    Auf der Gotthard-Bergstrecke wird es in den nächster Zeit zu baustellenbedingten Einspurabschnitten kommen, da werden die Kunden dankbar sein, dass genügend Reserven vorhanden sind und sie nicht zusätzlich zum Umweg noch in Arth-Goldau stranden...

  • railgeorge : so erging es mir eben auch bei einer Fahrt von Realp nach Hause, jedoch nicht am gleicheh Tag und mit der Konsquenz, dass der IR im Gruonbach kurz ausgebremst wurde.

    EC Tiziano : Am Montag kam der IC nach Basel erst um 19h14 in Arth-Goldau an… War fast schon ein Wunder, dass der IR gewartet hat… Denn beim IR46 gelten offenbar in Arth-Goldau kürzere Fristen als beim IC2 in der gleichen Fahrlage bevor es zum Ausfall kommt bei Störungen am Fahrzeug…

  • Es werden wohl nicht alle Anschlüsse gehalten werden können... Es gibt Fälle da kann man auch 1h Reserve auf der Bergstrecke haben und es hilft nichts...

    In deinem Fall hat der Zug hat scheinbar die Verspätung zwischen Altdorf und Arth-Goldau bekommen. Da in Altdorf durch den Halt der Puffer aufgebraucht wird, hat man nur noch die übliche Reserven.

    Ein anderer Fall wo die Reserven wenig bringen, ist Fall der IR vor dem IC verspätet ist... Da läuft man einfach auf...

  • Heute findet eine Begehung der Unfallstelle für Medienschaffende statt. Tagi online berichtet ohne Bezahlschranke und wird im Laufe des Tages weiteres Bildmaterial einstellen:

    Bahnunglück im Gotthard – So sieht es an der Unfallstelle im Basistunnel aus
    Erstmals nach der schweren Zugentgleisung geben die SBB Einblick in die laufenden Aufräumarbeiten im Gotthard-Basistunnel. Noch immer liegen acht Bahnwagen an…
    www.tagesanzeiger.ch

    Acht Güterwagen befinden sich noch an der Unfallstelle. Für die kommenden Arbeiten wurde ein provisorisches Gleis mit Holzschwellen verlegt.

    Unbestritten erinnern die Kommentarspalten von Websites zuweilen an digitale Obdachlosenheime, wo sich Verhaltensauffällige gerne versammeln. Rainer Stadler, NZZ vom 8. Mai 2012.

  • Ich hätte den SBB ein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag: Herr von Andrian in den südlichen Drittel von der Weströhre einladen, dann wird er zu seiner Lebzeit kein Wort mehr raus bringen. Und schreiben darf er gerne weiterhin, denn das ist jeweils viel überlegter.

    ...

    Weiss wer, ob die SBB heute u.a. auch mein Vorschlag "umgesetzt" hat ?

  • Wurde eigentlich irgendwo einmal bekannt gegeben, bis wann ein Entscheid fällt, ob Personenzüge mit einem angepassten Sicherheitskonzept durch den Basistunnel geführt werden könnten? In letzter Zeit ist es sehr ruhig geworden (klar der Strassentunnel ist derzeit im Fokus).

    Wie soll es ein angepasstes Sicherheitskonzept geben? Bisher bestand das Rettungskonzept ja darin, dass die Personenzüge der Gegenrichtung als Evakuierungs-Gefäss dienen. Dies ist mit dem momentanen Einröhrer-System nicht möglich. Was wären dann die möglichen Optionen?

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