22.11.2023 - Bremsversagen SBBCI Güterzug am Simplon

  • So was ich hier und anderswo mitbekommen habe, muss man auch erwähnen, dass die italienischen FDL entlang der Strecke gut reagiert haben und die richtigen Massnahmen eingeleitet haben. Dass der Lokführer mal aus Verzweiflung absprang, ist einfach nur menschlich.

  • Gemäss Medienberichten am Prellbock in Domo II. Spannend wären Infos zur Aufprallgeschwindigkeit. Nach Preglia neigt sich die Strecke ja nicht mehr so Stark wie zuvor (sind noch ca. 40 Höhenmeter). Am wahrscheinlichsten scheint mir ein Bremsversagen der Anhängelast, die Lok müsste dann aber mit elektrischer Bremse die Geschwindigkeit doch noch reduzieren können. Was haben die Vectrons dann eignetlich noch für pneumatischen Bremsen auf die Radsätze der Lok und wie stark wirken die?

    Ist aus meiner Sicht stark anzunehmen. Vermutlich war der HL-Hahnen geschlossen. Das ist aber reine Mutmassung. Das genaue Bremsgewicht müsste ich nachschauen. Wird aber so um die 130 t sein. Der Zug ist geschätzt vielleicht 600 t schwer? Das gibt dann halt eine sehr schwache Bremsleistung.

  • So was ich hier und anderswo mitbekommen habe, muss man auch erwähnen, dass die italienischen FDL entlang der Strecke gut reagiert haben und die richtigen Massnahmen eingeleitet haben. Dass der Lokführer mal aus Verzweiflung absprang, ist einfach nur menschlich.

    Man kann über die italienische Bahn sagen was man will und hat evtl. auch Recht dabei, aber es ist schon so, dass die meisten italienischen Bähnler gestern wie auch heute sehr gut ausgebildet sind, die Ausbildungen verhältnismässig sehr lange dauern, für die Erhaltung der Lizenz sehr viele Mindeststunden pro Jahr nötig sind und auch eine strikte Hierarchie herrscht, wo immer mehrere Profis anwesend sind. Das ist halt unter anderem auch wegen der Bürokratie so.
    Nicht, dass unsere Bähnler nicht gut ausgebildet wären, im Gegenteil, aber diese Sache ist in Italien grundsätzlich schon hervorzuheben, und das wird ziemlich sicher auch jeder bestätigen, der mit der italienischen Bahn beruflich mal zu tun hatte.


    Mit bahnsinnigen Grüssen
    Andy...


  • Nicht, dass unsere Bähnler nicht gut ausgebildet wären, im Gegenteil, aber diese Sache ist in Italien grundsätzlich schon hervorzuheben, und das wird ziemlich sicher auch jeder bestätigen, der mit der italienischen Bahn beruflich mal zu tun hatte.


    Mit bahnsinnigen Grüssen
    Andy...

    Bin jahrelang in Italien gefahren. War nicht wirklich so begeistert. Ja, die erfahrene Bähnler kennen ihren Job meistens sehr gut, aber so wie in der Schweiz. Im Gegenteil, die "neu" ausgebildet Bähnler sind nicht so überraschend, oft mit ungenügend oder rein falschen Kenntnis vom Bahnbetrieb, was eher für eine schlechte Ausbildung spricht. So war zumindest meine persönliche Erfahrung (mit Zugchefs und Fahrdienstleitern) in Italien.

    Ein Cinkali!
    Sprach und grammatikalische Korrekturen sind willkommen. :D

  • Bin jahrelang in Italien gefahren. War nicht wirklich so begeistert. Ja, die erfahrene Bähnler kennen ihren Job meistens sehr gut, aber so wie in der Schweiz. Im Gegenteil, die "neu" ausgebildet Bähnler sind nicht so überraschend, oft mit ungenügend oder rein falschen Kenntnis vom Bahnbetrieb, was eher für eine schlechte Ausbildung spricht. So war zumindest meine persönliche Erfahrung (mit Zugchefs und Fahrdienstleitern) in Italien.

    Kann ich (leider) nicht bestätigen. Vor allem die Zusammenarbeit mit RFI und auch das, was ich von Arbeitskollegen höre, erlebe ich auf hohem Niveau.
    Aber jeder hat da sicher seine Erfahrungen.


    Mit bahnsinnigen Grüssen
    Andy...

  • Beim Betrachten des Youtube-Videos ist mir aufgefallen, das es aussieht, als ob die Stromabnehmer der Lok gesenkt waren, sowohl bei der Durchfahrt des Unglückszuges wie auch nachher, als er stillstand. Es kann gut sein, dass ich mich getäuscht habe, die Bildqualität des Videos ist nicht überragend. Falls dem ab doch so war: würde die elektrische Bremse der Lok in diesem Fall überhaupt funktionieren?

  • Nein, nicht unter 15kV, höchstens mit begrenzter Leistung via Dachwiderstände im 3kV-Betrieb, und auch da vermutlich nur für eine gewisse Zeit.

    Und ja, die Pantos waren gesenkt. Passiert unter anderem beim Betätigen des Notschlagtasters (Notaus) auf dem Führerpult.


    Mit bahnsinnigen Grüssen

    Andy...

    2 Mal editiert, zuletzt von Andy (25. November 2023 05:33)

  • Hallo zusammen

    Schon lange weise ich daraufhin, dass die europäische Vorgabe gaga ist, dass bei einer Schnellbremsung die E-Bremse ausfällt, unter anderem genau deswegen. Dass beim Schlagtaster dann auch noch der Panto runtergeht war mir nur so halb bewusst. Hat der LF die Möglichkeit den Schlagtaster rückgängig zu machen?

    Gruss Chrigi

  • Bei einer normalen Schnellbremsung durch das Lokpersonal fällt die elektrische Bremse nicht zwingend aus (Fahrzeugabhängig). Dass dies beim Betätigen des Notaus passiert ist keinesfalls gaga, sondern sinnvoll. Notaus ist immer Notaus, auch um die Stromzufuhr schnellstmöglich zu unterbrechen (Brand oder Ähnliches), den Panto mit einer Schnellsenkung herunterzuholen und evtl. auch 3x rot zu signalisieren. Viel eher muss man dafür sorgen, dass ein Zug vor Abfahrt sauber kontrolliert ist (und ich will damit nicht sagen, dass dies beim Fall Preglia nicht der Fall war).

    Man hat sich hierbei schon etwas überlegt, auch wenn du schon lange darauf hinweist...

    Ja, der Schlagtaster kann bei den Fahrzeugen, die ich kenne, jederzeit deaktiviert werden.


    Mit bahnsinnigen Grüssen

    Andy...

    3 Mal editiert, zuletzt von Andy (25. November 2023 07:44)

  • Andy

    Halt, stopp. Beim Schlagtaster ist es klar. Aus ist aus und das ergibt Sinn. Ich weiss dass es nicht bei allen Fzg. gleich ist mit der Schnellbremsung. Neue in der EU müssen. Kannst du mir dann da einen guten Grund nennen? Bei einer Schnellbremse sollte man aus meiner Sicht alle verfügbaren Bremsmittel heranziehen. Das sehen auch andere so, die mehr zu sagen haben als ich und auch noch kompetenter sind...

    Gruss Chrigi

  • Wenn du bei einer Lok alle verfügbaren Mittel zur Schnellbremse mit maximaler Kraft dazuhohlt überberemst sie garantiert und du hast Gleiten und somot ein längerer Bremsweg. Ob die E-Bremse zählt dazukomt ist abhängig davon ob sie ausfallsicher (fahrdrahtunabhängig) ist. Weil wenn die E-Bremse voll wirkt und darum die pneumatik nicht voll aufsteuert hast du dann das Geschenk wenn die Fahrleitung verloren geht.

  • Chrigi

    Man kann nicht gleichzeitig elektrisch und pneumatisch bremsen. Entweder oder.

    Bei vielen Fahrzeugen ist die Hauptleitung in der Schnellbremsstellung direkt via Führerbremsventil verbunden - heisst also, dass die Schnellbremsstellung des Führerbremsventils die Hauptleitung direkt öffnet. Andere Fahrzeuge wie z.B. Re460 steuern die HL immer via Leittechnik bzw. indirekt an, und somit erfolgt dort die Ansteuerung der Schnellbremsung selektiv, aber grundsätzlich wird elektrisch gebremst - es sei denn, der Hauptschalter ist offen, dann kommt die Luft zum Zug.

    Kommt dazu, dass eine Re460 elektrisch viel mehr Bremskraft aufbringt als mit den kleinen Bremsklötzchen.

    Es ist komplett fahrzeugabhängig, und ich wiederhole mich: Man hat sich schon etwas dabei überlegt.


    Mit bahnsinnigen Grüssen

    Andy...

    5 Mal editiert, zuletzt von Andy (25. November 2023 17:47)

  • Man kann schon beides gleichzeitig. Dies heisst dann Blending. Machen die meisten Triebzüge automatisch.

    Aber im Fall der Schnellbremse muss es dann fahrdrahtunabhängig sein.

  • Man kann schon beides gleichzeitig. Dies heisst dann Blending. Machen die meisten Triebzüge automatisch.

    Aber im Fall der Schnellbremse muss es dann fahrdrahtunabhängig sein.

    Wir sprechen hier ja von Schnellbremsungen, und aus den oben genannten Gründen (entweder wird die HL geöffnet oder elektrisch gebremst) geht nicht beides bzw. ist nicht zugelassen.

    Im normalen Fahrbetrieb sieht es natürlich anders aus 👍


    Mit bahnsinnigen Grüssen

    Andy...

  • Wenn man auf die Dürrenast-Tragödie zurückschaut, verstehe ich den Lokführer und dessen Sprung auch. Er konnte ja nicht wissen, ob es gegen eine stehende Komposition geht ..

    Mit freundlichem Gruss,
    Bernardus

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